„Die Retter“: Uraufführung in Oberwart

März 3rd, 2025  |  Published in Film & Theater, Geschichte & Gedenken

Rohonczy (BIld: Programminfo OHO)Rohonczy, Kautz, Niczky – drei Menschen aus dem Mittel­burgen­land

Theaterstück von Katharina Tiwald und Peter Wagner: Urauf­füh­rung im Offe­nen Haus Oberwart am 13. März 2025

Das Magazin Profil beschrieb 1995 den in Mitterpullendorf/ Kö­zép­pulya an­sässigen Baron György Gedeon Rohonczy als den „burgen­ländi­schen Oskar Schindler“. Er soll 121 Roma aus dem sog. „Zigeu­ner-An­halte­lager Lackenbach“, von dem Roma in Kon­zentra­tions­lager, andere Sammel­lager oder Ver­nich­tungs­lager deportiert wurden, da­durch ge­rettet haben, dass er sie als Ernte­arbeiter auf seinem Guts­hof anstellte, und zwar nicht nur Männer, sondern ganze Familien, also auch Frauen und Kinder. Teil­weise er­mög­lichte er ihnen die Flucht nach Ungarn. Seinem Beispiel folgten der Guts­pächter Ernst Kautz aus Unterpullendorf/ Dolnja Pulja und Graf Ladislaus Niczky aus Nebersdorf/ Šuševo, die beide mit Rohonczy befreun­det waren. Roma, die auf diese Weise über­lebten, be­zeugten nach dem Krieg die lebens­rettende Tätig­keit der drei Männer. Einer von ihnen, Ernst Kautz, wurde selbst von betrof­fenen Roma gerettet, als die russischen Besatzer ihn exe­kutieren wollten.

Das Stück:

„DIE RETTER – Rohonczy, Kautz, Nitzky – Drei Menschen aus dem Mittelburgenland“ dis­kutiert im Stile eines Doku-Dramas die Frage, inwie­weit diese drei Personen tat­sächlich als Lebensretter, wenn nicht gar Helden im Sinne eines passiven Widerstandes gegen ein mör­deri­sches Regime zu bewerten sind. Dabei treten durch Interviews, die mit Men­schen unter­schied­lichs­ter beruflicher und geistiger Orien­tie­rung vor Kamera geführt wurden, differen­zierende Ein­schätzun­gen und Be­wertun­gen zutage, die auch unsere heute Be­zie­hung zu zivilem Un­gehorsam sowie identitäts­politische Fragen the­ma­tisieren.

Parallel dazu entspinnt sich der von Katharina Tiwald verfasste fiktive Dialog zwischen einem Ehepaar, das zur Ge­burtstags­feier des 90-jährigen Anton (Toni), eines Lackenbach- und KZ-Über­lebenden aus der Volks­gruppe der Roma, ein­ge­laden ist. ER als Bürger­meister, SIE als Historikerin, die auf aus­drück­li­chen Wunsch des Jubilars etwas über Hetz­schriften referieren soll, wie sie bereits ab den Dreißiger­jahren ten­denziell mörderische Visionen einer «End­lösung» für die Roma entwarfen. Zentral hierbei ist das bei­spiellos rassistische und un­mensch­liche Traktat «Die Zigeunerfrage» von Tobias Portschy, des späteren Gau­leiters und Gau­leiter­stell­ver­treters im Burgenland und in der Steiermark. Während sie sich auf die Feier vor­bereiten, ergehen sich die Eheleute in einem verbal teils heftig aus­ge­trage­nen Disput darüber, was man heute noch sagen darf oder eher nicht mehr sagen soll, um die bis heute exis­tie­renden Klischees über Roma nicht länger mit be­leidigen­der und ab­werten­der Sprache am Leben zu erhalten.

Stück: Katharina Tiwald und Peter Wagner | Dra­matur­gische Ein­richtung und In­sze­nie­rung: Peter Wag­ner | Dar­stel­ler:in­nen: Petra Strasser, Reinhold Moritz | Regie­as­sis­tenz: Valentina Himmelbauer | Musik: Ferry Janoska | Videos – Ka­me­ra und Schnitt: Peter Wagner | Büh­nen­fi­gu­ren: Wolfgang Horwath | Kos­tüm: Markus Kuscher | Licht­de­sign: Alfred Masal | Ver­ant­wort­li­che Pro­duk­tions­lei­tung: Alfred Masal | Pro­duk­tions­as­si­stenz OHO: Patrick Baumann | Büh­nen­bau: Florian Decker, Jan Tomsits | Büro: Sonja Halper-Weber, Silvia Magdits

Eine Koproduktion der Theater­ini­tia­ti­ve Burgenland / Lan­des­theater der Autor:in­nen mit dem Offe­nen Haus Oberwart. Die be­glei­ten­de Aus­stellung wird von der Roma Volks­hochschule Bur­gen­land um­ge­setzt und fi­nan­ziert.

Infos über Vorstellungstermine und Eintrittskarten finden Sie hier.

(Text: Programminfo OHO)

Comments are closed.