Deutschland: Mehrere Sinti-Gräber verwüstet

September 30th, 2024  |  Published in Rassismus & Menschenrechte

Vandalismus auf dem Waldfriedhof in Darmstadt (Foto: Landesverband Hessen)Vandalismus auf dem Darmstädter Wald­friedhof. Anti­zi­ga­nis­ti­sches Tat­mo­tiv „sehr wahr­schein­lich“

Zwischen dem 22. und dem 23. September 2024 wurden Gräber, in denen Darm­städter Sinti und Reisende be­stattet sind, von Un­be­kannten zer­stört. Dem Verband Deut­scher Sinti und Roma – Landes­ver­band Hessen sind acht ver­wüstete Grab­stellen bekannt, darun­ter Gräber von Über­leben­den des Völkermords und deren Nach­fahren. Der Vandalis­mus war weit­rei­chend: Grab­lichter wurden zerstört, Blumen­schmuck wurde aus­einan­der­ge­ris­sen, es wurde auf Blumen herum­ge­tram­pelt, Grab­schmuck wie Engel oder Vasen wurden aus­einan­der­ge­brochen und in einem Fall ein Garten­schlauch zer­schnitten.

Merano Bamberger, ein Enkel von Bestatte­ten, die den Völker­mord überlebt haben, be­schreibt seine Reaktion und die Reaktio­nen weiterer An­ge­höriger: „Für uns An­gehörige sind diese Grab­schändungen nur schwer zu ertragen. Wir sind in großer Trauer über diese Schä­digun­gen der Gräber. Dieser Angriff auf die Totenruhe ist für uns sehr schwe­rwiegend. Da dieser Vorfall von Vandalismus nicht der erste Vorfall ist, fordern wir als An­ge­hörige und Nutzungs­berech­tig­ten eine Video­über­wachung der Grabstellen.“

Rinaldo Strauß, stellvertretender Geschäftsführer des hessischen Landes­verbandes Deutscher Sinti und Roma bilan­ziert: „Bislang ist nicht geklärt, ob dieser Vandalismus anti­ziganis­tisch be­gründet ist. Wir halten dies jedoch für sehr wahr­scheinlich, denn es wurden aus­schließ­lich Grabstellen von Sinti oder Reisenden, die teil­weise öffent­lich be­kannt sind, be­schädigt und ge­schändet. Die Ver­rohung unserer Gesell­schaft macht selbst vor der Totenruhe nicht halt.“

Nach weiterer Prüfung wird die Melde- und Infor­mations­stelle Anti­ziganis­mus Hessen (MIA Hessen), ein Projekt des hessischen Landes­ver­bandes Deutscher Sinti und Roma, diesen Vorfall als anti­ziganis­tischen Fall auf­nehmen. MIA Hessen ordnet Vandalismus von Gräbern, in denen Über­lebende des National­sozialis­mus be­stattet sind als NS-be­zoge­nen Antiziganismus ein.

Rinaldo Strauß führt weiter aus: „Wir verurteilen jede Form des Antiziganis­mus aufs Schärfste. Wir halten diesen Vandalis­mus für einen Angriff auf die Würde der Toten und ihrer An­ge­hörigen. Wir fühlen mit den An­gehö­rigen mit.“

Die Nutzungsberechtigten wollen den Vandalismus zur Anzeige bringen. Wenn Sie Hin­weise auf die Täter*in­nen des Van­dalis­mus haben, melden Sie dies bitte der Polizei.

(Text: Pressemitteilung des Landesverbands Hessen)

Siehe auch:
Roma- und Sinti-Gräber in Wien aufgebrochen, 30.8.2024


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