Ausstellung: „Man will uns ans Leben“

Februar 26th, 2024  |  Published in Geschichte & Gedenken, Rassismus & Menschenrechte, Veranstaltungen & Ausstellungen

Briefbombenreste, Bilder und Bekennerschreiben (Foto: © BMI)Ab April: Ausstellung „Man will uns ans Leben“ – Bomben gegen Min­der­hei­ten 1993–1996

24.4.–25.8.2024: Volkskundemuseum Wien
20.9.–24.11.2024: kärnten.museum, Klagenfurt
7.2.–8.3.2025: Offenes Haus Oberwart

Die Ausstellung der Initia­tive Min­der­hei­ten hat das Ziel, his­to­ri­sches Wissen zu den größ­ten innen­poli­ti­schen Gewalt­taten der Zwei­ten Republik zu ver­mitteln, aber auch das poli­tisch-ge­sell­schaft­li­che Klima der 1990er Jahre und seine Folgen für die direkt be­trof­fe­nen Min­der­heiten­com­mu­nitys auf­zu­zeigen.

Vor 30 Jahren, am 3. Dezember 1993, explodierten in der ORF-Min­der­heiten­re­dak­tion in Wien und in der Pfarre Hartbergin der Steiermark zwei Brief­bomben und ver­letzten die Modera­torin Silvana Meixner und den „Flüchtlings­pfarrer“ August Janisch schwer. Bis zum 6. Dezem­ber 1993 wurden wei­tere acht Briefbomben ver­schickt, eine davon zer­fetzte die linke Hand des dama­ligen Wiener Bürger­meisters Helmut Zilk. Im August 1994 explo­dierte eine vor der zwei­sprachigen Rennerschule in Klagenfurt de­po­nierte Rohrbombe beim Ent­schär­fungs­versuch und riss dem Polizisten Theodor Kelz beide Hände ab. Der folgen­schwerste Anschlag fand im Febru­ar 1995 in Oberwart statt, bei dem vier Roma-An­ge­hö­rige – Josef Simon, Karl Horvath, Erwin Horvath und Peter Sarközi – durch eine Sprengfalle ge­tötet wurden.

Die Terrorwelle der selbst ernannten Bajuwarischen Befreiungsarmee, die sich expli­zit gegen ethnische Minder­heiten und ihre Unter­stützer*in­nen richtete, dauerte bis 1997 an. Ins­gesamt 25 Briefbomben und drei Sprengfallen hatten 13 zum Teil Schwer­ver­letzte und vier Tote zur Folge.

Die Bombenserie stellte einerseits den traurigen Höhepunkt eines histo­risch ge­wachse­nen, ten­den­ziell minder­heiten­feind­lichen Klimas in Österreich dar. Anderer­seits mar­kierten die 1980er und frühen 1990er Jahre aber auch eine Zeit, in der wich­tige Errun­gen­schaften progres­siver Min­der­heiten­politik realisiert werden konn­ten, wie etwa die Etablie­rung einer Minder­heiten­redak­­tion im ORF im Jahr 1989, die Errich­tung einer öffentli­chen zweisprachigen Volksschule in Klagenfurt 1991 und die An­erken­nung der Roma und Rom*nja als offi­zielle Volksgruppe 1993.

Weitere Infos zur Ausstellung aus der STIMME 129/2023: Bomben gegen Min­der­heiten

Zum 30. Jahrestag des Beginns der Briefbombenserie fand am 4.12.2023 die Auftakt­ver­anstal­tung Bomben gegen Minder­heiten – Rechter Terror 1993–1996 im Volks­kunde­museum in Wien statt. Neben doku­menta­ri­schem Material (historische Zeitungs­artikel, Fotos, Doku­mente etc.) werden neun Interviews mit Zeit­zeug*in­nen zu sehen sein. Einblicke in die Dreh­arbeiten finden sich auf Instagram. Im Jänner 2024 wurden zudem Workshops mit Schü­ler*in­nen in Wien, Klagenfurt und Oberwart durch­geführt.

Kuratorinnen: Vida Bakondy, Cornelia Kogoj und Gamze Ongan

Eine Ausstellung der Initiative Minderheiten in Koopera­tion mit: dem Volks­kunde­museum Wien, dem kärnten.museum und dem Offenen Haus Oberwart (OHO). Weitere Ko­opera­tions­partner: Roma-Volks­hochschule Burgenland, Roma-Pastoral der Diözese Eisenstadt, Hrvatski akademski klub/Kroatischer akademischer Klub. Die Aus­stellung wird ge­fördert aus Mitteln des Sozial­ministe­riums. Die in der Ausstellung ge­zeigten Videos werden zusätzlich vom Bundes­minis­te­rium für Kunst, Kultur, öffent­li­chen Dienst und Sport ge­fördert.

(Text: Initiative Minderheiten)

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