Gedenkstätte Lety kurz vor Eröffnung

November 19th, 2023  |  Published in Einrichtungen, Geschichte & Gedenken

Visualisierung der künftigen Gedenkstätte in Lety (Foto: Atelier Terra Florida via Radio.cz)Tschechien: Völkermord-Gedenkstätte in Lety soll im Febru­ar er­öff­net werden

Radio.cz: Die Gedenkstätte für den Völkermord an den Sinti und Roma in Böhmen steht kurz vor ihrer Fertig­stellung. Am Montag ver­kün­deten Ver­treter des Museums der Roma-Kultur, das die Gedenk­stätte in Lety ver­walten wird, das offi­zielle Er­öff­nungs­datum: 3. Februar 2024.

Politiker und weitere Engagierte haben damit begonnen, vor Ort Jungbäume zu setzen. Sie sollen Teil der Gedenk­stätte werden, ins­gesamt sind knapp 14.000 Bäume vor­gesehen. „Der neu an­ge­legte Wald soll die verlo­rene Roma-Com­mu­nity dar­stellen und sie sym­bolisch er­setzen“, sagte die Leiterin des Museums der Ro­ma-Kul­tur, Jana Horváthová. Die meisten der Jung­bäume sind übri­gens eine Schenkung der Herr­schaft Orlík von Jan Schwarzenberg und seinem ver­stor­be­nen Vater, dem Ex-Au­ßen­minister Karel Schwarzenberg. Die Anlage entsteht am Ort des früheren Konzentrationslagers im südböhmischen Lety. Dort wurden den Historikern zufolge von August 1942 bis Mai 1943 ins­gesamt 1.308 Sinti und Roma inhaf­tiert. 327 von ihnen starben in Lety, mehr als 500 der Inter­nier­ten wurden nach Auschwitz deportiert. „Es ist un­glaub­lich wichtig, daran zu erinnern, was hier pas­siert ist. Die Opfer, derer wir heute geden­ken, werden häufig ver­gessen. Dieses Kapitel un­serer Geschichte liegt ge­wisser­maßen unter einem Schatten“, so die Vor­sitzende des Ab­ge­ord­neten­hauses, Markéta Pekarová Adamová (Top 09), am Montag.

Der Weg zur Gedenkstätte war schwierig. Ab den 1970er Jahren stand an dem Ort eine Schweine­mast. Obwohl sich Roma-Ver­bände und Men­schen­rechts­organi­sa­tio­nen sehr bald nach der politischen Wende von 1989 für einen Abriss der Farm ein­gesetzt hatten, kaufte der tsche­chische Staat erst 2018 das Gelände auf und leitete die Ent­stehung der Gedenk­stätte in die Wege. Der Bau wurde an die Firma Protom Strakonice vergeben, die Kosten sollen bei 98,6 Millio­nen Kronen (4,1 Millionen Euro) liegen. Für die Open-Air-Aus­stel­lung hat auch die deutsche Bundes­regie­rung finan­zielle Mittel in Höhe von 2,6 Millio­nen Kronen (106.000 Euro) ver­spro­chen. Die Kosten für die Dauer­aus­stellung im Innern der Gedenk­stätte werden mit 10,5 Millio­nen Kronen (428.000 Euro) an­ge­geben und aus den nor­wegi­schen Fonds gedeckt.

(Text: Radio.cz, 14.11.2023)

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