Deutschland: An­ti­zi­ga­nis­tische Straf­ta­ten 2022

Mai 13th, 2023  |  Published in Dokumente & Berichte, Rassismus & Menschenrechte, Recht & Gericht

PMK in Deutschland 2022Deutsche Statis­tik zu po­li­tisch mo­ti­vier­ten Straf­ta­ten für das Jahr 2022 ver­öf­fent­licht: Ein Drit­tel mehr an­ti­zi­ga­nis­tisch mo­ti­vier­te Straf­ta­ten er­fasst als im Vor­jahr – den­noch rie­si­ges Dun­kel­feld

Pressemitteilung der Melde- und In­for­ma­tions­stel­le Anti­zi­ga­nis­mus

Am 9. Mai 2023 veröffentlichten das Bundeskriminalamt und das Bundes­innen­minis­te­rium Zahlen zur politisch moti­vierten Krimi­nalität (PMK) des Jahres 2022. Die Zahl der politisch moti­vier­ten Straftaten hat sich er­neut deut­lich erhöht. Sie ist um über sieben Prozent auf 58.916 Delikte an­gestie­gen und hat somit einen neuen Höchst­stand politisch moti­vierter Krimi­nalität er­reicht. Gleich­zeitig be­stätigt ein Anstieg der rechts­moti­vierten Straftaten um gut sieben Pro­zent auf 23.500 Straf­taten, welch große Be­drohung von Rechts­extremis­mus aus­geht. Die meisten Gewalt­opfer hierunter waren Ge­flüchtete und Schutz­suchende.

Einen historischen Höchststand seit Einführung der Statistik im Jahr 2001 er­reichen auch die anti­ziganis­tisch moti­vierten Straftaten. 2022 wurden ins­gesamt 145 anti­ziganis­tische Straftaten erfasst. Das ist ein Anstieg um 33 Pro­zent im Ver­gleich zum Vorjahr (2021: 109). Seit 2017 wird Anti­zigani­smus als eigen­stän­dige Kategorie in der PMK-Sta­tistik doku­mentiert.

Bis heute wird die Minderheit pauschal mit Kriminalität in Ver­bindung ge­bracht und kaum als Opfer von Straf­taten wahr­ge­nommen. Oft wird Sinti und Roma zu­mindest eine Teilschuld an dem Erlebten unter­stellt oder Opfer werden zu Tä­ter_in­nen ver­kehrt. Betrof­fene haben daher kein Vertrauen in die Polizei, bef­ürchten Nachteile für sich selbst oder An­ge­hörige und er­statten nur selten eine Anzeige. Zudem ver­hindert oft fehlen­des Wissen über das Ausmaß von Anti­ziganismus in der Gesellschaft, dass Polizei­behörden Er­mittlung bei anti­ziganis­tisch moti­vierten Straf­taten auf­nehmen.

Silas Kropf, Vorsitzender von MIA, erklärte dazu: „Wenn­gleich die Zahlen anti­ziganistisch moti­vierter Krimi­nalität im Ver­gleich zum Vorjahr stark ge­stiegen sind, stellt die PMK-Statistik dabei nur die Spitze des Eis­berges dar. Auf­grund der Erfah­rungen aus der bis­herigen Tätig­keit von MIA und den Berich­ten von lang­jährig aktiven Selbst­organi­sa­tionen müssen wir davon aus­gehen, dass es nach wie vor eine hohe Dunkel­ziffer von Taten gibt, die keinen Ein­gang in die Statistik finden. Ob dies primär damit zu­sammen­hängt, dass Betrof­fene ent­spre­chende Taten nicht zur Anzeige bringen, oder ob es mit­unter auch auf ein man­gelndes Erkennen anti­ziganis­tischer Motive bei den Ver­folgungs­behör­den zurück­zu­führen ist, lässt sich an­hand der nun vor­liegen­den Daten nicht be­urteilen. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass beides Hand in Hand geht. Der ver­zeich­nete Höchst­stand politisch moti­vierter Straftaten und ins­beson­dere der Anstieg im rechten Bereich können uns nicht Mahnung und Hand­lungs­auf­forde­rung genug sein. Es bedarf gesamt­gesell­schaft­li­cher An­strengun­gen, um unsere Demo­kratie zu schützen und sichere Räume für eine um­fassende Teilhabe aller Men­schen zu schaffen.“

Angesichts der veröffentlichten Zahlen und des großen Dunkelfelds ist eine zentrale For­derung von MIA, dass die Be­kämpfung von Rechts­extremis­mus und ge­nauso von Anti­ziganis­mus auf der höchsten politi­schen Ebene an­ge­gangen und im Bundes­kriminalamt sowie in den ande­ren Sicher­heits­behörden pri­orisiert wird.

(Text: Melde- und Informationsstelle Anti­ziga­nis­mus)

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