Burgenland bekommt „Haus der Volksgruppen“

Januar 23rd, 2022  |  Published in Einrichtungen, Politik

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil gemeinsam mit VertreterInnen aller burgenländischen Volksgruppenorganisationen, der Stadtgemeinde Oberwart und der Landesimmobilien Burgenland (LIB) vor dem früheren Städtischen Internat, dem zukünftigen „Haus der Volksgruppen“ (Foto: Bgld. Landesmedienservice)Jahrhundertprojekt zu 100 Jahre Burgen­land: Land und Volks­grup­pen stel­len Wei­chen für „Haus der Volks­grup­pen“ in Oberwart. Lan­des­haupt­mann Dos­kozil, bur­gen­län­di­sche Volks­grup­pen­ver­treter und Bür­ger­meis­ter Georg Rosner un­ter­zeich­ne­ten „Letter of Intent“

Ein Meilenstein in der Volksgruppen­politik des Burgen­landes wurde am Freitag mit der gemein­samen Unter­zeich­nung eines Letter of Intent be­siegelt: Das Land Burgen­land wird gemein­sam mit Vertretern aller Volks­gruppen­organi­satio­nen ein „Haus der Volks­gruppen“ im früheren Städti­schen Internat von Oberwart errichten. Damit soll der Beitrag der Volks­gruppen zur Identität, Ge­schichte und Gegen­wart des Burgen­lands ge­würdigt und ein neues Kapitel in der Volks­gruppen­politik auf­ge­schlagen werden, betonte Landes­haupt­mann Hans Peter Doskozil. „Wir reali­sieren gemeinsam ein Jahr­hun­dert-Pro­jekt zum 100-jäh­rigen Jubiläum des Burgenlands. Im Jubiläums­jahr haben wir das Mit­einander in das Zentrum unserer Feier­lich­keiten gestellt. Gleich­zeitig haben wir in konstruk­tiven Ge­sprächen dieses wichtige Vor­haben vor­bereitet, das jetzt in die Um­setzung gehen kann. Das ‚Haus der Volksgruppen‘ wird ein einzig­artiger Ort der kulturel­len Vielfalt und Begeg­nung sein.“

Neben der Ausrichtung von Veranstaltungen und Festen inner­halb und mit den Volks­gruppen soll im neuen Zentrum ver­stärkt auf inten­sive Jugend­arbeit und Integration ge­setzt werden. „Dieses Haus wird einer­seits koordinie­rende Stelle inner­halb der Volks­gruppen sein, anderer­seits ist es nach außen ein sicht­bares Zeichen der Wert­schätzung und des Mit­einanders. Daher wird es auch öffent­lich zu­gänglich sein und Platz für Infor­mation, Schulungen, Works­hops und Feste bieten“, so der Landes­haupt­mann.

Das Haus der Volksgruppen wird den Burgenlän­disch-Un­garischen Kultur­verein, den Kroatischen Kultur­verein im Burgen­land, das Roma-Service, das hkdc – Kroatisches Kultur- und Doku­mentations­zentrum sowie die VHS der Roma und die VHS der Ungarn be­heimaten. Durch die gemein­same Örtlich­keit wird die Ent­stehung neuer Projekte er­leichtert. Die Kosten des Umbaus be­laufen sich laut der­zeitigem Plan auf etwa 17 Millio­nen Euro, wovon der Projekt­anteil für das Volksgruppen­haus rund 5 Millio­nen Euro beträgt. Das Land wird das Projekt über die LIB vor­finan­zieren und als Anschub­finan­zierung 2 Millionen Euro der Jubiläums­gabe zu „100 Jahre Burgenland“ zur Ver­fügung stellen, die direkt in das Haus der Volksgruppen flie­ßen. Zudem wird das Land die Volks­gruppen bei den zur Re­finan­zie­rung er­forder­lichen Miet­zahlun­gen finanziell unter­stützen, ebenso bei der Administra­tion und Orga­nisation. Auch die Stadt Oberwart wird einen finan­ziellen Beitrag zu den Miet­zahlun­gen leisten. Ein Teil des Ob­jektes wird vom Bund genutzt.

Altes nutzen statt neu bauen

Um dieses Projekt zu realisieren, wird das Land das Gebäude von der Stadt Oberwart erwerben. Das in die Jahre gekom­mene Objekt des alten Internats soll im Sinne eines zukunfts­weisen­den, nach­haltigen Ansatzes adaptiert werden, Boden­versiegelung soll mög­lichst gering­gehalten werden. Erhalten und sanieren, dort wo sinn­voll, lautet die Devise, ein Teil des Be­standes stellt sich als funktio­nell heraus. Das Gebäude, erbaut 1977 im stil­prägen­den Brutalismus dieser Zeit, ist mit dem Gästehaus Oberwart ver­bunden. Diese Symbiose bietet viele Vor­teile. Mit der STEP Gäste­häuser Burgen­land GmbH findet sich eine starke Partnerin, die die über­geord­nete Rolle der „Gastgeberin“ über­nimmt, selbst den Speisesaal für Schü­lerInnen, Zimmer und Wohnungen betreibt und das Gebäude zudem für alle Interes­sierte öffnet. „Diese inten­sive und laufende Nutzung wird das Haus beleben, daher haben wir auch diesen Standort ge­wählt“, so Landes­haupt­mann und Kultur­referent Doskozil. Zudem rückt das Haus die Volks­gruppen nicht nur sym­bolisch, sondern auch örtlich ins Zentrum der Stadt. Das freut auch die Stadt­gemeinde Oberwart, die das Projekt durch unter­schiedliche Maß­nahmen und Beschlüsse unterstützt. „Durch dieses Gebäude wird gemein­sam mit dem neuen Kranken­haus Oberwart, den um­liegen­den Sport­stätten, dem Ärzte­zentrum, den Lokalen und Betrieben, den beste­henden Schulen sowie der in Planung befind­lichen neuen Volks­schule ein eigenes Viertel entstehen, das eine enorme Bereiche­rung für Oberwart dar­stellt,“ so Bürgermeister Georg Rosner.

Auch Ludwig Frauer, Vertreter des Burgenlän­disch-Ungarischen Kul­tur­vereins, sieht in der Ver­wirkli­chung des Volks­gruppen­hauses vor allem die Möglich­keit, intensiv im un­mittel­baren Wirkungs­bereich von Schulen zusammen­zu­arbeiten und durch die Positio­nierung gut in der Öffentlich­keit wahr­genommen zu werden. Frauer: „Die Reali­sierung wertet unsere Arbeit auf und legt den Grundstein dazu, dass der Fort­bestand unserer burgen­ländi­schen Vielfalt auch in den nächsten Jahren fort­besteht und sich ent­wickelt!“

Martin Ivancsics vom Kroatischen Kultur- und Doku­mentations­zentrum: „Es wird hier ein Jahrhundert­projekt geschaffen, das die identitäts­geben­de Rolle der burgen­ländi­schen Volksgruppen unter­streicht und gleich­zeitig konkrete Vorteile für unsere Volksgruppen­arbeit bringt. Dieses Projekt ist österreich­weit einzig­artig!“

Der Kroatische Kulturverein im Burgenland sieht das geplante Volksgruppenhaus als Zukunfts­chance für einen ver­stärkten Austausch zwi­schen den burgen­ländi­schen Volksgruppen, für die Intensi­vierung des Mit­einan­ders mit allen Burgen­länderInnen und für die Sicht­bar­machung der sprachlichen und kultu­rellen Vielfalt des Landes Burgenland. Josef Buranits, Ver­treter des Kroatischen Kultur­vereins im Burgenland, sagt: „Das Volks­gruppen­haus soll ein Ort der Begegnung, des kulturel­len Austau­sches sein und das friedliche Mit­einander in Österreich und in Europa fördern.“

Emmerich Gärtner-Horvath, Beiratsvorsitzender der Volksgruppe der Roma, fasst zu­sammen: „Das Burgen­land schafft hier ein Vorzeige­projekt in Europa. Die autochthonen burgen­ländi­schen Volks­gruppen haben so die Mög­lichkeit, gemein­sam Projekte zu ent­wickeln und zu prä­sentieren.“

Tragende Rolle der Volksgruppen stärken

Bereits im Zukunftsplan Burgenland hat sich die Landes­regierung zum respekt­vollen Umgang mit diesem reich­halti­gen kultu­rel­len Erbe bekannt und fördert aktiv die Volksgruppen­kultur im Land. Die Auf­recht­erhaltung der Grund­strukturen sowie die Förderung der Mehr­sprachigkeit sind dabei ebenso fest­geschrie­ben wie die Unter­stützung der Volksgruppen­vereine und Brauchtums­pflege. Nun wird mit dem „Haus der Volks­gruppen“ die frucht­bare Weiter­ent­wicklung des fried­vollen Mit­einanders auch in Zukunft ge­währ­leistet.

(Text: Bgld. Landesmedienservice, 21.1.2022)

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