Averklub Collective: Manuš heißt Mensch

Juni 5th, 2021  |  Published in Kunst & Fotografie, Veranstaltungen & Ausstellungen

Roma-Kunst aus Tschechien: Ausstellung in der Kunsthalle Wien (Titelblatt der Begleitbroschüre zur Ausstellung, 2021))Ausstellung in der Kunsthalle Wien
Bis 5. 9. 2021,
Museumsquartier, 1070 Wien
Download (pdf): →Ausstellungsguide

Das Averklub Collective ist eine lose organisierte Gruppe ohne feste Struktur. Seinen Kern bilden meh­rere Be­woh­ner*in­nen von Chanov, das als die größ­te Rom*nja-Sied­lung in der Tschechischen Republik gilt. Das Kollek­tiv wächst und schrumpft nach eige­nem Er­messen und passt sich durch ver­schie­dene Kon­stel­latio­nen von Künstler*in­nen, Theo­retiker*in­nen und Aktivist*in­nen den Be­sonder­heiten und Er­forder­nissen aktuel­ler Pro­jekte an.

Mit der Ausstellung Manuš heißt Mensch präsentiert die Kunsthalle Wien die jüngs­ten Recherchen und künst­leri­schen Arbeiten der Gruppe, die in Zu­sam­men­arbeit mit ver­schie­denen Ge­nera­tio­nen von Be­wohner*innen der Chanov-Siedlung ent­standen sind. Der Titel ver­weist auf das gleich­namige, 1986 er­schie­nene Buch des kommunis­ti­schen Poli­tikers und tsche­cho­slo­wa­ki­schen Rom Vincent Danihel, das sich mit der Politik der Integra­tion der Rom*nja in der sozialis­ti­schen Tschecho­slowakei be­fasst. Durch die Ver­wendung des­selben Titels für die Aus­stel­lung möchte das Aver­klub Collec­tive die Auf­merk­sam­keit auf das lenken, was Men­schen vereint, statt auf das, was sie trennt: „Wir möch­ten zeigen, dass es über die Viel­falt der Kulturen, Gender, Nationen usw. hinaus und jen­seits davon noch eine andere Ebe­ne der Zu­gehörig­keit gibt, die aus­nahms­los allen zu­gänglich ist.“

Die Ausstellung untersucht Erfolge und Misserfolge politischer Strategien, die auf die Emanzi­pation der Rom*nja ab­zielen, wäh­rend des Sozialis­mus im All­gemei­nen, aber auch konkre­ter anhand der spezifi­schen Geschich­te der Siedlung in Chanov – und um­reißt so mög­liche Modelle der Gleich­berech­ti­gung, die univer­sell und trans­national sind und über eine Iden­titäts­politik hinaus­gehen. Die Auswahl histori­scher und zeit­genössi­scher Kunstwerke, die in Manuš heißt Mensch gezeigt wird, er­kundet Möglich­keiten wie Un­möglich­keiten einer Kunst­produktion unter den Bedin­gungen materiel­ler Knapp­heit sowie die Art und Weise, in der die Künst­ler*in­nen Themen wie Arbeit, Armut, Wohnen und Lebens­um­feld, aber auch politische Organi­sation und Eman­zipation be­han­deln und somit Gegenerzählungen zu ihrer fort­dauern­den Exotisierung als Rom*nja durch die Main­stream­kultur ent­wickeln.

Indem die Ausstellung historische Schlüsselmomente wie den ersten Internationa­len Romani-Kon­gress 1971 in London auf­greift und per­sönliche Berichte meh­rerer Genera­tio­nen der Be­wohner*in­nen­schaft von Chanov prä­sentiert, be­leuchtet sie die Selbst­organi­sation der Rom*nja im Kampf gegen soziale Ausgrenzung, tief ver­wurzelte Armut und weit­verbrei­te­ten Rassismus aus einer de­zidiert nicht-eli­tä­ren Perspek­tive.

Kurator*innen: What, How & for Whom / WHW (Ivet Ćurlin, Nataša Ilić und Sabina Sabolović)

Averklub Collective: František Nistor, Roman Šváb, Radek Šváb, Nikola Nistorová, Dana Bažová, Helena Pompová, Zuzana Cicková, Markéta Pařízková, Markéta Strnadová, Ladislava Gažiová, Jakub Jurásek, Zbyněk Baladrán und Alexey Klyuykov

(Text: Kunsthalle Wien)

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