Trauer um Imrich Tomáš

März 4th, 2021  |  Published in Ehrungen & Nachrufe, Kunst & Fotografie

Imrich Tomáš (Foto: Nihad Nino Pušija/Dokuzentrum)Der deutsche Maler Imrich Tomáš ver­starb am 12. Febru­ar 2021 im Alter von 72 Jahren

Wer Imrich Tomáš kannte, der weiß, dass er mit seiner starken Hal­tung, seiner Ehrlich­keit und Offen­heit seine Identität als zeit­genös­si­scher Künstler und An­ge­höri­gen unserer Minder­heit geprägt hat. Er machte es keinem leicht, der ver­suchte, ihn als „Roma-Künst­ler“ in eine Schub­lade zu stecken. Nein, er be­tonte immer wieder und un­ermüd­lich, dass er ein zeit­genös­si­scher deutscher Künstler sei, was auch seine Kunst­werke deut­lich machen. Er kämpfte dafür, dass sich Sinti und Roma in der euro­päischen Kunst­szene als zeit­genös­sische Künstler verstehen und als solche ver­standen werden. Dennoch leugnete er nie­mals, dass er An­gehö­riger unse­rer Minder­heit war.

Imrich Tomáš wurde in der Slowakei geboren. 1969, einige Monaten nach der gewalt­samen Nieder­schla­gung des Prager Frühlings, reiste er als 21-Jähriger in die Bundes­republik, wo er fünf Jahre später an der Hoch­schule der Künste in Berlin bei Pro­fes­sor Horst Hirsig sein Studium als Maler begann.

Wenn man mit Tomáš über Kunst und Gesellschaft sprach, konnte man immer die beson­dere und erfri­schen­de Freiheit der Berliner Kunst­szene spüren. Seine Kunst­werke aus Hanf­fasern, Pigment und Kunstharz wir­ken inspi­rie­rend, machen neu­gierig und rufen seine immer su­chenden sowie neu­gierigen Augen in Erinnerung. Seine früheren Grafiken und Zeich­nungen zeigen einen Ausschnitt aus der ehe­maligen tsche­cho­slowakischen Gesell­schaft, bevor im August 1968 etwa eine halbe Million Soldaten in sein Geburts­land ein­mar­schierten.

Einige der Kunstwerke von Imrich Tomáš werden als Aus­druck der An­erken­nung seines Lebens­werks in die Sammlung des Doku­menta­tions- und Kultur­zentrums Deut­scher Sinti und Roma auf­genommen. So wollen wir dazu beitragen, die Erinne­rung an Imrich Tomáš für die zu­künf­tigen Genera­tionen aufrecht­zu­erhalten. Das Doku­men­tations- und Kultur­zentrum trauert um diese heraus­ragende Per­sön­lich­keit der deutschen und euro­päi­schen Kunst­szene.

(Text: Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma)

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