GfbV: Antiziganismus konsequent bekämpfen

Juli 31st, 2020  |  Published in Rassismus & Menschenrechte

GfbV: Aussendung der Gesellschaft für bedrohte Völker zum Holocaust-Gedenktag für Sinti und RomaAussendung der GfbV zum Roma-Holo­caust-Ge­denk­tag am 2. Au­gust:

Antiziganismus in weiten Teilen Europas noch im­mer ver­brei­tet – Sinti und Roma wer­den zu Sün­den­böcken in der Pan­de­mie ge­macht – Ras­sis­ti­sche Hetze in So­zia­len Me­dien führt oft zu tät­li­cher Gewalt

Zum Gedenktag für den Holocaust an Sinti und Roma am kom­men­den Sonn­tag, den 2. August, for­dert die Gesell­schaft für be­droh­te Völker (GfbV), Anti­ziga­nis­mus kon­sequen­ter zu be­kämpfen. Die Men­schen­rechts­organi­sa­tion zeigt sich besorgt über die welt­weite Zu­nahme von Hass­ver­brechen gegen Roma. Diese Form rassisti­scher Gewalt müs­se besser doku­mentiert und enga­gier­ter ver­folgt werden. „Gerade in Corona-Zei­ten hat die Aus­gren­zung von Roma wieder stark zu­ge­nom­men. Oft werden sie zu Sünden­böcken ab­ge­stem­pelt, um sie noch weiter zu margi­nali­sieren“, er­klärte GfbV-Di­rek­tor Ulrich Delius am Frei­tag in Göttingen.

Antiziganismus äußere sich nicht nur in tätlichen Übergriffen, son­dern auch in zuneh­men­der rassisti­scher Hetze in sozialen Medien. Internet­anbieter und Behör­den müss­ten das Problem ernster neh­men und der geziel­ten Stimmungs­mache gegen Sinti und Roma ent­gegen­wirken. „Denn der verbalen Ver­unglimp­fung folgt oft die tätliche Gewalt“, warnt Delius.

Die Covid-19-Krise und zunehmender Rechtsextremismus drohten die jahr­zehnte­langen Bemü­hun­gen um Anerken­nung und Respekt für Sinti und Roma wieder zurück­zuwerfen. „Es ist das Vermächtnis der rund 500.000 Opfer des Völkermordes an Sinti und Roma, dass die Über­lebenden und ihre Nach­kommen nie­mals mehr aus­gegrenzt und verfolgt wer­den dürfen. Wer über den Kampf gegen Rassismus in Europa spricht, darf die Sinti und Roma nicht ver­gessen. Denn sie waren und sind oft die ersten Opfer rassisti­scher Brand­stiftung“, er­innert Delius.

Rassismus gegenüber Sinti und Roma sei nicht nur ein Problem in Deutschland, son­dern in der ge­samten Europäi­schen Union und in den EU-Bei­tritts­ländern auf dem West-Balkan. So seien in dieser Woche er­neut Roma in Frankreich gewalt­sam von Stell­plätzen ver­trieben worden. In Bulgarien seien seit März 2020 min­destens sieben von Roma be­wohnte Stadtviertel von der rest­lichen Stadt ab­geriegelt worden, angeb­lich um die Corona-Prä­vention zu stärken. In einem Fall wurde eine Roma-Sied­lung sogar aus einem Flugzeug mit Des­infektions­mitteln besprüht. In der Slowakei wur­den fünf von Roma be­wohnte Stadt­viertel ab­geriegelt. „Die Covid-19-Krise hat er­schreckend deut­lich gemacht, wie sehr die Vorurteile ge­gen­über Sinti und Roma noch fort­bestehen und sich in täg­licher Dis­kriminie­rung aus­drücken“, so Delius.

(Text: Gesellschaft für bedrohte Völker)

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