SS-Runen auf Trollmann-Gedenkstein

Mai 15th, 2020  |  Published in Geschichte & Gedenken, Rassismus & Menschenrechte, Sport

Der beschmierte "Stolperstein" für Rukeli Trollmann in Hamburg am 12.5.2020 (Foto: Zentralrat)Deutschland: Stolperstein von Johann „Rukeli“ Troll­mann mit SS-Ru­nen be­schmiert

Im Hamburger Schanzenviertel wurde am Dienstag, den 12. Mai, ein Stolperstein, der an die Ver­folgung und Ermor­dung des Sinto Jo­hann „Rukeli“ Troll­mann er­innert, von un­bekann­ten Tätern mit SS-Runen be­schmiert. An­wohner, die die Be­schädigung ent­deckten, ha­ben die NS-Symbole um­gehend ent­fernt und den Gedenkstein ge­reinigt. Der Landes­verein der Sinti in Hamburg e.V. er­stat­tet Anzeige bei der Ham­bur­ger Polizei.

Der Gedenkstein vor dem Flora-Theater erinnert an den be­rühm­ten Sinto-Boxer Johann „Rukeli“ Trollmann, der 1933 dort sei­nen letz­ten Sieg als Profi­boxer er­kämpfte. 1942 wur­de Trollmann in Hannover ver­haftet und ins Kon­zentra­tions­lager Neuengamme ver­schleppt. Nach­dem er von einem SS-Auf­seher als der Boxer Troll­mann er­kannt wor­den war, muss­te er abend­lich ge­gen Männer der SS kämpfen. Im Sommer 1944 wur­de Trollmann im Außenlager Wittenberge von einem Kapo er­schlagen.

„Nur wenige Tage nach dem 75. Jahrestag der Befreiung am 8. Mai wurde der Stolperstein für Rukeli Troll­mann in der Straße ,Am Schulterblatt‘ in Ham­burg mit SS-Runen be­schmiert. Des­halb bleibt die Aus­einander­setzung mit dem Antiziganismus not­wendig. Erst letzte Woche erin­nerte die Gedenkstätte Neuengamme virtu­ell an die Befreiung des Lagers, in dem auch Troll­mann von den National­sozialis­ten in­haftiert worden war. Die Deportation vom 16. Mai 1940 aus Hamburg in das be­setzte Polen ist Anlass, auf die heu­tige Bedeu­tung der Bürger­rechts­arbeit auch gegen rechte Hetze und Gewalt hin­zu­weisen“, sagte der Vor­sitzen­de des Landesvereins der Sinti in Hamburg, Arnold Weiß.

Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, ver­urteilt die Schändung des Gedenksteins in Ham­burg: „Rechts­extremisten, krank­hafte Nationalisten und Ver­schwörungs­theoreti­ker sto­ßen immer mehr in den öffent­lichen Raum vor und ver­üben Anschläge auf Gedenkorte. Sinti und Roma sind in Deutschland und in Europa zu­neh­mend einem gewalt­berei­ten Rassismus aus­ge­setzt, der immer wie­der auch von staatl­icher Seite – wie aktuell in der Corona-Krise in Ost­europa – an­geheizt und gerecht­fertigt wird. Der aggressi­ve Antiziganismus rich­tet sich zwar in ers­ter Linie gegen Sinti und Roma, aber im Kern ge­gen unsere Demokratie.“

Der Zentralrat fordert den zuständigen Staatsschutz des LKA Hamburg dazu auf, Er­mitt­lun­gen einzuleiten.

(Text: Zentralrat)

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