Kai Dikhas: Stopping Places VII

Dezember 30th, 2019  |  Published in Kunst & Fotografie, Veranstaltungen & Ausstellungen

Roma-Kunstausstellung in Berlin, Galerie Kai DikhasDie GALERIE KAI DIKHAS – die Galerie für zeit­genös­sis­che Kunst der Sinti und Roma – zeigt noch bis 31. Ja­nuar 2020 die Gruppen­aus­stel­lung STOPPING PLACES VII. Öff­nungs­zeiten: Mi. bis Sa. 14–18 Uhr u.n.V. Aus­­stel­lung mit Wer­ken von:

EMANUEL BARICA, MANOLO GÓMEZ, DAMIAN LE BAS, DELAINE LE BAS, VALÉRIE LERAY, NIHAD NINO PUŠIJA, MERSUD SELMAN, IMRICH TOMÁŠ, ALFRED ULLRICH, KÁLMÁN VÁRADY, GEORGE VASILESCU, DAVID WEISS

Kai Dikhas/Aufbauhaus: Die Galerie hält inne und wirft mit zwölf zeit­genös­si­schen Künst­lern*in­nen der Min­der­heit aus ganz Europa einen Blick zurück auf mehr als acht Jahre bewegter Aus­stel­lungs­arbeit und etwa 100 Aus­stel­lungen im In- und Aus­land. „Stopping Place“ heißt so viel wie Rast­platz oder Halte­punkt. Für uns sind diese Kunstwerke Weg­marken, an denen wir reflek­tie­rend zu­rück-, aber auch nach vor­ne blicken. Nach ihren jährlichen Vorgängerausstellungen STOPPING PLACES I–VI ist auch STOP­PING PLACES VII die Bilanz und Ge­gen­warts­dia­gnose der Galerie Kai Dikhas. Der dies­jähri­gen Ein­ladung sind zwölf sehr unter­schied­lich arbei­tende Künst­ler*in­nen gefolgt. Das Er­gebnis ist ein ab­wechs­lungs­reiches Kalei­doskop, so­wohl hin­sichtlich der unter­schiedli­chen künstle­ri­schen Aus­drucks­möglich­keiten wie auch des diver­gie­ren­den Um­gangs mit der sie oft einen­den Thematik.

STOPPING PLACES VII fragt wieder nach dem Umgang mit dem in Gesamt­europa eska­lie­renden Antiziganismus und Rechts­popu­lis­mus: DOES HISTORY RE­PEAT ITSELF? Die Situa­tion der euro­päi­schen Roma lenkt den Blick davon ab, zu sehen, dass die Roma ein trans­natio­nales Volk sind, dem es trotz hetero­gener Lebens­weisen (…) ge­lungen ist, sich in der Diaspora als Ein­heit zu be­greifen – etwas, was in Europa erst noch ge­lingen soll.

In seinem unserer Ausstellung gleichnamigen Buch „Stopping Places“, das der Sohn des Künstler­paares Le Bas, Damian James Le Bas, 2018 in Groß­britannien mit gro­ßem Erfolg ver­öffent­lichte (Jerwood Award, BBC Book of the Week), ent­wirft er ein Bild eines an Orte ge­bundenen Netz­werks aus Erin­nerun­gen und Be­ziehun­gen, welches sich für die britischen Traveller in ihrer bereits sechs Jahr­hun­derte an­dauernden Be­siedlung des Vereinig­ten König­reiches ge­knüpft hat. Wäh­rend in der Mehr­heits­gesell­schaft die Mär der un­gebun­denen Minder­heit tra­diert wird, ist das Gegen­teil der Fall: Sinti und Roma sind un­trenn­bar mit ihrer Heimat, sei es Groß­britan­nien, Deutschland oder ein ande­res Land, ver­bunden. Die Be­ziehungen lassen sich sehr konkret mit Orten ver­binden. „Man kann mit dem Main­stream im Fluss treiben, wäh­rend man kein Teil von ihm ist. Man kann wie ein Otter auf der Sand­bank eines Flusses leben, schwim­men und jagen, wenn nötig, um mit gleicher Leichtig­keit und Elan wieder aus dem Wasser heraus­zu­klettern. Es gibt kein bes­seres Symbol dieser Ein­stel­lung als das Netz von Atchin Thans (Romanes für Stopping Places) wel­ches sich über die Britischen Inseln schnürt. Sie sind der topo­gra­fisch-phy­sische Beweis, dass die Roma-Phi­lo­sophie dort exis­tierte, existiert und existie­ren wird.“ Die Galerie Kai Dikhas, der „Ort des Sehens“, was der Name der Galerie über­setzt aus dem Romanes be­deutet, ist auch zu so einem konkreten Ort ge­worden. Und wir sehen die aus­gestellten Kunst­werke als zeit­genössi­sche Mani­festatio­nen einer reichen Kultur, die an­gesichts der der Minderheit ent­gegen­schlagen­den, wieder zunehmen­den Dis­kriminie­rung, um so mehr Be­achtung und Wert­schätzung verdient.

In STOPPING PLACES VII entwerfen die Künstler*innen ein sensib­les und ästhe­tisch an­spruchs­vol­les Bild unserer Gegenwart.

(Text: Kai Dikhas/Aufbauhaus)

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