PEN-Literaturpreis an Rosa Gitta Martl
April 9th, 2019 | Published in Ehrungen & Nachrufe, Literatur & Bücher, Veranstaltungen & Ausstellungen
Der „Roma-Literaturpreis des Österreichischen PEN im Gedenken an Ceija Stojka“ wird am 10. April 2019 um 11 Uhr im Presseclub Concordia, Bankgasse 8, 1010 Wien, in einer Festveranstaltung an Frau Rosa Gitta Martl vergeben.
Der Preis ist als symbolhaftes Zeichen zu verstehen: Die Volksgruppen der Roma und Sinti sind durch das NS-Regime beinahe ausgerottet worden und die Überlebenden und ihre Nachkommen wurden viel zu lange nicht als Opfer des Holocausts anerkannt. In so manchen Staaten Europas sind die Volksgruppen der Roma und der Sinti nach wie vor heftiger Diskriminierung unterworfen.
Der Österreichische PEN vergibt diesen Literaturpreis nun zum dritten Mal (wir berichteten hier und hier), um seine Wertschätzung für einen wesentlichen Teil europäischer Kultur auszudrücken und Vertreterinnen und Vertreter der Roma und der Sinti zu ermutigen, unbeirrbar ihre Kultur, ihre Lebensart und ihre Sprachen in ihrer Besonderheit weiter zu pflegen.
Der diesjährige Preis geht an Rosa Gitta Martl. Als Kind zweier die Schrecken von Ravensbrück und Sachsenhausen mit knapper Not überlebt habender Sinti, kam Rosa Gitta Martl 1946 in Linz auf die Welt. Die in der KZ-Haft erlittenen gesundheitlichen und seelischen Leiden der Eltern blieben nicht folgenlos. In dem äußerst erfolgreichen, in mehreren Auflagen publizierten und von Ludwig Laher herausgegebenen Buch „Uns hat es nicht geben sollen. Rosa Winter, Gitta und Nicole Martl. Drei Generationen Sinti-Frauen erzählen“ (Edition Geschichte der Heimat im Verlag Steinmaßl) bereitet Rosa Gitta Martl 2004 auf mehr als achtzig dicht beschriebenen Seiten ihr Leben vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklungen in der Zweiten Republik Österreichs mit großer Erzählkraft und Offenheit aus. Dieser wichtige zeitgeschichtliche Beitrag zur Kultur- und Sozialgeschichte durch die Erzählungen der drei Sinti-Frauen, vor allem der Holocaust-Überlebenden Rosa Winter, leistet eine längst fällige historische Aufklärungsarbeit, die für die Republik Österreich und seine Bevölkerung auch in ihrer Mahnung von großer Bedeutung und hohem Wert ist.
Anlässlich der Preisvergabe erscheint nun ein weiteres Buch von Rosa Gitta Martl mit dem Titel „Bleib stark!“ in der „edition pen“ im Löcker-Verlag in Wien.
Rosa Gitta Martl war Mitbegründerin und langjährige Geschäftsführerin des Vereins Ketani für Sinti und Roma in Linz. Ihr künstlerisches Werk umfasst bildnerische und literarische Arbeiten. Für ihren großen Einsatz für die Volksgruppe der Roma und Sinti erhielt sie bereits den Elfriede-Grünberg-Preis, den Marianne-von-Willemer-Preis, den Demokratiepreis der Margaretha-Lupac-Stiftung sowie 2013 das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich (wir berichteten hier und hier).
Die Schriftsteller Peter Paul Wiplinger und Ludwig Laher waren maßgeblich an der Auswahl der Preisträgerin sowie an der Organisation für den diesjährigen Roma-Literaturpreis des Österreichischen PEN beteiligt. Ludwig Laher besorgte auch das Lektorat und leistete editorische Hilfestellungen für das neue Buch „Bleib stark!“ von Rosa Gitta Martl, das im Rahmen der Preisverleihung am 10. April um 11 Uhr im Presseclub Concordia in Wien präsentiert wird. Der PEN lädt herzlich dazu ein.
Siehe auch:
PEN-Literaturpreis an Stefan Horvath, 12.11.2013
PEN-Literaturpreis an Samuel Mago, 16.11.2016
Lupac-Demokratiepreis an Gitta Martl, 6.7.2010
Demokracijakekro patijaripe 2010, 25.11.2010
Ehrung für Rosa Gitta Martl, 31.10.2013
Der Verein Ketani (Linz), 3.11.2013
I Gitta Martl o somnakuno patijaripe uschtidija, 5.11.2013