„… eine Figur der Ausgrenzung“ (2018)

März 20th, 2019  |  Published in Literatur & Bücher, Rassismus & Menschenrechte, Wissenschaft

Karl-Franzens-Universität GrazAnna-Kathrin Bartl (2018): Die politischen Dimensionen von Anti­ziga­nis­mus: eine kultur­analy­ti­sche Per­spek­tive auf Figurie­rungs­pro­zesse und Aus­schlie­ßungs­me­cha­nis­men

Masterarbeit, Karl-Fran­zens-Uni­ver­sität Graz (Institut für Kultur­anthropo­logie und Euro­päi­sche Ethno­logie), 117 S.

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Zusammenfassung (Link):

Menschliches Zusammenleben trägt politi­sche Dimen­sio­nen in sich. Unter­teilun­gen in „Wir und Sie“, „Minder­heit und Mehr­heits­bevöl­ke­rung“, „Eigenes und Fremdes“ ent­hal­ten Hege­monie und Macht. Um das Eigene ab­zu­grenzen, wird ein konstru­ier­tes „Anderes“ be­nötigt. Anti­ziganis­mus ist ein soziales Phä­nomen, durch das Men­schen als Zigeu­ner stig­mati­siert wer­den; der Begriff Zigeuner ist eine dis­krimi­nie­ren­de Fremd­zu­schrei­bung, die historisch ge­sehen als Rassen­nomen­kla­tur und polizeili­cher Ordnungs­begriff zur Ver­folgung ge­nutzt wurde. Men­schen wer­den durch die Zuschrei­bung als Zi­geu­ner zum „An­deren“ und „Frem­den“ ge­macht.

Die Annahme dieser Arbeit ist, dass mit der Zigeu­ner-Kon­struk­tion eine Figur der Aus­grenzung ge­schaf­fen wur­de. Fi­guren dienen den Men­schen als Orien­tierungs­hilfe im poli­tischen und gesell­schaft­li­chen Wandel. Einer kultur­analyti­schen Per­spektive ent­spre­chend bietet das Figurativ als her­meneu­ti­scher For­schungs­begriff die Mög­lich­keit, Be­deu­tun­gen von Figuren für eine Gesell­schaft zu be­obach­ten und sie in ihrer Wechsel­wirkung zu be­trach­ten. Figuren sind dabei als dis­kursive Pro­dukte zu ver­stehen, die keiner realen Person ent­spre­chen. Die ent­haltene Sinn­struktur der Figur des Zigeu­ners legiti­miert Aus­grenzung und Ver­folgung je­nen Men­schen gegen­über, auf die jene Figurie­rung über­tragen wird. Wäh­rend die Zigeu­ner-Fi­gur Be­stand­teil eines kollekti­ven Ge­dächt­nis­ses ist, ist es die dem Zigeu­ner-Be­griff in­hären­te Dis­krimi­nie­rung kaum oder gar nicht. Ziel der Arbeit ist das Heraus­arbeiten politi­scher Dimen­sio­nen von Anti­ziganismus mit­tels ver­schiedener Per­spektiven einer Kultur­analyse sowie der Ver­ant­wor­tung und Mög­lich­keiten einer Euro­päi­schen Ethnologie: Es ge­hört zu den Auf­gaben einer Kultur- und Geis­tes­wissen­schaft, die Fi­guren, zu deren Kon­struk­tion sie bei­getra­gen hat, wie­der zu de­konstru­ieren.

Weitere Abschlussarbeiten:
„Das Bild der Zigeunerin“ (2017)
, 6.3.2019
„Ich nenne es banken“ (2017), 4.3.2019
„Betteln als Performance“ (2018)
, 25.2.2019
Betteldebatte: Rassismus in Salzburger Medien­
, 27.11.2017
„An den Grenzen der Hoffnung“ (2016)
, 18.8.2017
E-Theses: Gegenöffentlichkeit der Roma (2015)
, 21.10.2016
„Mri Historija“ gelesen mit Axel Honneth (2012), 9.10.2016
Birgit Fuchs: Bettelverbote in Österreich
, 17.12.2015
E-Theses: „Für die öffentliche Sicherheit“ (2012), 30.11.2013

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