Neues Webportal zum Roma-Holocaust

April 4th, 2018  |  Published in Geschichte & Gedenken, Internet & Blogothek, Jugend & Bildung, Rassismus & Menschenrechte, Veranstaltungen & Ausstellungen

Deutschland: Neues Webportal zum Völkermord an den Sinti und RomaNeues Onlineportal informiert über den Holocaust an den Sinti und Roma

Das Dokumentations- und Kul­tur­zentrum Deu­tscher Sinti und Roma hat am Diens­tag das Web­portal „‘Ras­sen­diagno­se: Zigeuner‘. Der Völ­ker­mord an den Sinti und Roma und der lan­ge Kampf um An­erken­nung“ ge­launcht (Pro­jekt­lei­tung: Frank Reuter, Mit­ar­beit: Verena Meier). Unter www.sintiundroma.org wird an­hand zahl­rei­cher Videos, Inter­views, Fotos und Do­ku­mente der Holocaust an der Min­der­heit the­ma­ti­siert. Außer­dem doku­men­tiert die In­ter­net­seite die Geschichte der Über­leben­den im Nach­kriegs­deutschland, die Er­fol­ge der Bür­ger­rechts­bewe­gung so­wie die Men­schen­rechts­situa­tion in Europa nach 1989.

Ab März 1943 wurden annähernd 23.000 Sinti und Roma auf­grund des De­por­ta­tions­be­fehls Heinrich Himmlers nach Auschwitz-Bir­kenau de­por­tiert, der größ­te Teil stamm­te aus dem Reichs­ge­biet. Zahl­reiche Gedenk­ver­anstal­tun­gen er­in­nern die­ser Tage deutsch­land­weit an dieses un­vor­stell­bare Ver­bre­chen. Der natio­nal­sozialis­ti­sche Völkermord an den Sinti und Roma ist in der jahr­hun­der­te­lan­gen ge­mein­sa­men Ge­schich­te von Min­der­heit und Mehr­heit ohne Bei­spiel. Den­noch war er nicht voraus­set­zungs­los: Eine von Vor­urteilen und Feind­se­lig­keit ge­präg­te Hal­tung gegen­über Sinti und Roma ist tief in der euro­päi­schen Ge­schich­te ver­an­kert. Das Doku­men­ta­tions- und Kultur­zentrum Deut­scher Sinti und Roma möch­te mit seinem neuen Webportal www.sintiundroma.org ei­ner­seits diese Vor­ur­tei­le und Feind­selig­kei­ten wi­der­le­gen, an­derer­seits den Völker­mord an den Sinti und Roma do­ku­men­ti­eren: von der Aus­gren­zung und Ent­rech­tung der Min­der­heit im Deutschen Reich bis zu ihrer sys­te­ma­ti­schen Vernichtung im be­set­zten Europa.

Der menschenverachtenden Perspektive der Täter wer­den Zeug­nis­se der Opfer gegen­über­ge­stellt. His­to­ri­sche Fa­mi­lien­fotos von Sinti und Roma geben Ein­blicke in die Lebens­wirk­lich­keit der Men­schen und las­sen sie als Indi­vi­duen her­vor­tre­ten. Diese Selbst­zeug­nis­se zeigen die Men­schen in ihrer Indi­vi­dua­li­tät und Per­sona­lität und bil­den einen wich­tigen Gegen­pol zu den bis heute wirk­mäch­ti­gen „Zigeuner“-Kli­schees. Sie machen die zer­stör­ten Lebens­wege hinter den abstrak­ten Dokumen­ten der büro­kra­tisch or­ga­ni­sier­ten Ver­nich­tung sicht­bar.

Behandelt wird auch die Geschichte der Überlebenden im Nach­kriegs­deutsch­land, die erst spät als NS-Opfer an­erkannt wur­den. Es war die Bürgerrechts­bewegung der deut­schen Sinti und Roma, die die ideo­lo­gi­schen und per­so­nel­len Kon­tinui­tä­ten aus der Zeit des „Dritten Reiches“ zum Ge­gen­stand einer ge­sell­schaft­li­chen De­batte ge­macht hat. Am Ende der Ausstellung steht ein Aus­blick auf die Men­schen­rechts­situa­tion der Sinti- und Ro­ma-Min­der­hei­ten in Euro­pa nach 1989.

Die Webseite ist inhaltlich an die 2017 fertig ge­stellte trans­por­tab­le Aus­stel­lung „‘Rassen­diagnose: Zi­geu­ner‘. Der Völker­mord an den Sinti und Roma und der lange Kampf um An­er­ken­nung“ an­ge­lehnt, er­weitert diese je­doch um zahl­reiche Videos, Fotos und Doku­mente, die in der Ausstellung aus Platz­grün­den nicht gezeigt wer­den konn­ten.

Pädagogen und Lehrkräften wird mit dem Web­portal www.sintiundroma.org ein zeit­ge­mä­ßes Werk­zeug an die Hand ge­ge­ben, jun­gen Men­schen die Ge­schich­te des Holocaust an den Sinti und Roma bei­spiels­weise im Rah­men einer Un­ter­richts­ein­heit zu ver­mit­teln. Aber auch zum selbst­ständi­gen Er­arbei­ten oder zur Ver­tiefung des Themas ist das Web­por­tal auf­grund seiner intui­ti­ven Menü­füh­rung ge­eignet.

Die transportable Ausstellung und das Webportal wird ge­för­dert durch die Kul­tur­stif­tung des Bundes.

(Zentralrat)

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