Betteldebatte: Rassismus in Salzburger Medien
November 27th, 2017 | Published in Literatur & Bücher, Medien & Presse, Rassismus & Menschenrechte, Wissenschaft
Danyal Maneka (2016): Die Anderen der Mozartstadt – Zur Rolle rassistischer Bedeutungskonstruktion im Salzburger Printmediendiskurs vor dem Beschluss des sektoralen Bettelverbots
Bachelorarbeit (Institut für Politikwissenschaft), Universität Wien, 44 S.
[Die Berichterstattung] begann relativ abrupt Ende Februar 2015 und endete Anfang Juni 2015 ebenso plötzlich wieder, und zwar zeitgleich mit dem Beschluss eines sektoralen Bettelverbotes durch die Gemeinde. Die Intensität der Berichterstattung (in drei Monaten ca. 180 Beiträge in den zwei größten Zeitungen!), die Sequenz von medialer Aufmerksamkeit und Handeln der Politik und der plötzliche Abfall der Aufmerksamkeit nach dem Handeln lässt vermuten, dass es sich bei der Medienkampagne um eine Offensive gegen ArmutsmigrantInnen aus Südosteuropa (…) handelt.
(…) Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich nicht mit der Praxis der Migration oder des Bettelns an sich (…). Thema ist ausschließlich die printmediale Repräsentation temporärer Armutsmigrationen (von RomNija) im Vorfeld des Beschlusses des sektoralen Bettelverbots. Genauer gesagt soll der Frage nachgegangen werden, ob Rassismus in der Salzburger Printmediendebatte über das Betteln und seine AkteurInnen in den drei Monaten vor dem Beschluss eine Rolle spielt, um Aufschluss darüber zu erhalten, inwieweit Ressentiments im konkreten Fall den repressiven Umgang mit ArmutsmigrantInnen legitimieren. Anders gesagt: Enthält die Art und Weise wie AutorInnen ArmutsmigrantInnen darstellen rassistische Elemente?
Herangetreten wird an die Fragestellung aus einer konstruktivistisch-rassismustheoretischen Perspektive, die die Möglichkeit bietet, auch subtilen Rassismus in Form von vermeintlich sachlichen und harmlosen Zuschreibungen zu fassen. Gegenstand der Untersuchung sind Beiträge aus den beiden meistgelesenen Tageszeitungen Salzburgs – der lokalen Ausgabe der „Kronen Zeitung“ und der „Salzburger Nachrichten“ – aus dem Zeitraum von März 2015 bis Ende Mai 2015. Dem Gesamtmaterial (Korpus) wurde ein Sample entnommen, welches in Form einer textorientierten Diskursanalyse (Critical Discourse Analysis nach N. Fairclough) untersucht wird.
(…) Aus einem konstruktivistischen rassismustheoretischen Blickwinkel wie jenem, der hier eingenommen wurde, konnte durch die Untersuchung des Sprachgebrauchs bestätigt werden, dass rassistische Konventionen und Stereotype Teil der Printmediendebatte (…) waren. Der Versuch, LeserInnen durch ethnische Differenzierung in ein „Wir“ einzubeziehen und für repressive Umgangsformen mit MigrantInnen zu gewinnen (Ausschließungspraxen), war im Untersuchungszeitraum nachweislich vorhanden. Die materielle Wirksamkeit der rassistischen Differenzierung von der angesichts des sektoralen Bettelverbots ausgegangen werden kann, kann zum Teil durch den Rückgriff von AutorInnen auf tradierten Diskursbestand (Zigeunerstereotype) erklärt werden.
(zit. aus: D. Maneka, S. 3-5, 33)
Siehe auch:
Bettellobby Wien: Forschungsarbeiten