Pogromstimmung gegen Roma bei Athen
Juni 12th, 2017 | Published in Rassismus & Menschenrechte | 2 Comments
Bei einem Schulfest im Großraum Athen sackte am Donnerstagabend ein elfjähriger Schüler plötzlich zusammen und verstarb kurz danach im Krankenhaus. Erst bei der Obduktion stellte sich heraus, dass er von einem Schuss getroffen worden war. Offenbar handelte es sich um eine verirrte Kugel – eine tragische Folge des in Griechenland bis heute nicht ganz unüblichen Brauchs, bei Feiern oder als Zeichen der Trauer mit Waffen in die Luft zu schießen. Der Schuss dürfte im Problembezirk Menidi abgefeuert worden sein, wo neben Immigranten auch zahlreiche Roma leben. In den letzten Jahren waren in Menidi und im benachbarten Agia Varvara viele Roma angesiedelt worden, die zuvor aus anderen Teilen Attikas vertrieben worden waren. Die Lage in Menidi ist nach dem Tod des Jungen deshalb schnell eskaliert. Bezeichnend für das aufgeheizte rassistische Klima, schreibt Wassilis Aswestopulos im Online-Magazin Telepolis, sei etwa „die flapsige Äußerung der früheren Regierungssprecherin der Nea Dimokratia, der Journalistin, Herausgeberin und Parlamentsabgeordneten Sofia Voultepsi, «schließlich leben neben den Roma Menschen …».“ Am Samstag kam es zu einer Protestkundgebung; die Pogromstimmung schlug rasch in tatsächliche Gewalt um. Brandsätze wurden auf Häuser von Roma geschleudert. Aswestopulos schreibt:
Die aufgebrachte und durch Medien angestachelte Menge der Anwohner und ihrer Unterstützer, mehr als tausend Menschen, sammelte sich am Samstagabend nahe der Schule. Mit der Präsenz des Abgeordneten der Nea Dimokratia, Vasilis Oikonomou, zog sie durch die Straßen. Als sie in die Nähe von Wohnhäusern von Roma kam, lösten sich vermummte Gestalten aus der Menge und warfen Molotow-Cocktails in die Wohnhäuser. Der erste Pogromabend hatte begonnen. Weitere sollen folgen. Die Anwohner möchten die Roma aus ihrer Nachbarschaft vertreiben.
Tags zuvor hatte die Polizei eine Großrazzia im Viertel durchgeführt. Wie sich herausstellte, hat eine Roma-Familie am Freitag bei einer Feier einige Freudenschüsse abgefeuert. Telepolis schreibt:
Dorthin, wo sich normalerweise kaum ein Beamter verirrt, eilten mehr als 250 martialisch bewaffnete Einsatzkräfte. Sie stellten die Umgebung rund um die Schule auf den Kopf und fanden heraus, dass in der Nachbarschaft ein Roma-Clan eine Feier hatte. Tatsächlich wurde während der Feier auch in die Luft geschossen.
Ein 23-jähriger Rom, der beteuert, seine Schüsse bei der Feier nur mit einer Schrotflinte abgegeben zu haben, sitzt in Untersuchungshaft. Zwei weitere Personen wurden ebenfalls verhaftet, rund dreißig waren bei der Großrazzia festgenommen worden.
(dROMa)
Juni 12th, 2017 at 20:21 (#)
[...] abgefeuert worden sein, wo neben Immigranten auch zahlreiche Roma leben. Mehr Infos hier. Categories Themen Kommentare sind abgeschaltet! « Warum nicht nach Bulgarien [...]
Juni 27th, 2017 at 08:34 (#)
[...] dem tragischen Tod eines 11-Jährigen, der von einem Querschläger getroffen worden war (der Schütze war laut Medien ein Rom), [...]