Archive for August 5th, 2016

„Ein Betrag, der eigentlich lächerlich ist“

August 5th, 2016  |  Published in Geschichte & Gedenken, Politik

Gemeinsamer Gedenkakt in Tschechien: Čeněk Růžička mit Romani Rose (Foto: VPORH)Endlich willigt Deutschland ein, auch die Handv­oll Holocaust-über­leben­der Roma in Tschechien zu ent­schä­di­gen – nicht aber mit einer mo­nat­li­chen Opfer­rente wie die jü­di­schen Opfer, son­dern mit einer ein­ma­li­gen Ab­schlags­zah­lung von gera­de ein­mal 2.500 Euro: Roma sind wei­ter­hin Opfer zwei­ter Klasse.

In Böhmen und Mähren kamen wäh­rend der deut­schen Be­satzungs­zeit etwa 90 Pro­zent der dort be­hei­ma­te­ten Roma-Be­völ­kerung ums Leben. Nur rund 600 der 6.500 von den Natio­nal­sozia­lis­ten als „Zigeuner“ er­fass­ten Per­so­nen im „Protek­to­rat“ über­leb­ten die NS-Ver­folgung. Wie nun das tschechische Außenministerium betätigte, sollen tsche­chi­sche Roma, die die Kon­zentra­tions­lager der Be­satzer über­leb­ten, von Deutsch­land demnächst eine ein­malige Ent­schä­di­gung in der Höhe von 2.500 Euro bekommen. Nach monate­lan­gen Ver­hand­lun­gen habe man sich mit dem Finanz­minis­te­rium in Berlin auf die­sen Betrag ge­einigt. Tschechiens Roma-Ver­bände, al­len voran der Aus­­schuss für Holocaust-Ent­schä­di­gung für die Roma in Tschechien (VPORH), hat­ten diese Ent­schädigung durch die Ver­mitt­lung des tsche­chi­schen Außen­minis­te­riums vor mehr als einem Jahr be­antragt. Das Bun­des­außen­minis­te­rium wird die Sum­me aus dem Fonds für nichtjüdische Opfer (Härtefond) bereitstellen.

Für nahezu alle Opfer kommt diese Geste jedoch um Jahr­zehnte zu spät. Laut Medien­berichten sind nur noch maximal fünf­zehn betrof­fene Roma am Leben. Nur zehn Per­sonen haben bis dato tat­säch­lich um die Ent­schä­digung an­gesucht. Read the rest of this entry »

„Nebel im August“

August 5th, 2016  |  Published in Film & Theater, Geschichte & Gedenken, Jugend & Bildung

Filmstill aus "Nebel im August" (Foto via filmfonds-wien.at)Spielfilm von Kai Wessel, A/D 2016, 126 Min.
Drehbuch: Holger Karsten Schmidt (nach dem gleich­nami­gen Roman von Robert Domes)
Filmstart: 7.10.2016 (A), 29.9.2016 (D)

Deutschland, 1942: Während des Zweiten Weltkriegs nimmt das Euthanasie-Programm des Nazi­regimes un­ge­ahnte Aus­maße an. Der 13-jäh­rige Ernst Lossa, ein Kind von Jenischen – fah­ren­den Händ­lern – wird von sei­ner Fa­mi­lie ge­trennt und gerät in die Müh­len der natio­nal­sozia­lis­ti­schen Aus­gren­zungs- und Rassen­ideo­lo­gie. Er gilt als schwer erzieh­bar und wird von Heim zu Heim ge­scho­ben, bis er schließ­lich in die Heil- und Pflege­an­stalt Kaufbeuren-Irsee ein­ge­wie­sen wird. Er be­ginnt, die Mecha­nis­men der prak­ti­zier­ten Tötungs­maß­nah­men zu durch­schauen und ver­sucht seine Freun­de und Mit­patien­ten zu ret­ten. Ob­gleich er völ­lig ge­sund ist, wird er schließ­lich wegen seines rebel­li­schen Wesens im Rah­men des Eutha­na­sie­ver­fah­rens zu Tode gebracht.

(Text: Filmfonds Wien)