Oktober 15th, 2024 |
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Frauenrechte, Literatur & Bücher, Radio, Podcast & TV, Rassismus & Menschenrechte
Alice Hasters: Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen (aber wissen sollten)
Wer Rassismus bekämpfen will, muss Veränderung befürworten – und die fängt bei einem selbst an. „Darf ich mal deine Haare anfassen?“, „Kannst du Sonnenbrand bekommen?“, „Wo kommst du her?“ Wer solche Fragen stellt, meint es meist nicht böse. Aber dennoch: Sie sind rassistisch. Warum, das wollen weiße Menschen oft nicht hören. Alice Hasters erklärt es trotzdem. Eindringlich und geduldig beschreibt sie, wie Rassismus ihren Alltag als Schwarze Frau in Deutschland prägt. Dabei wird klar: Rassismus ist nicht nur ein Problem am rechten Rand der Gesellschaft. Und sich mit dem eigenen Rassismus zu konfrontieren, ist im ersten Moment schmerzhaft, aber der einzige Weg, ihn zu überwinden.
(Text: Verlagsinfo Hanser)
September 8th, 2024 |
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Einrichtungen, Geschichte & Gedenken, Literatur & Bücher, Wissenschaft
Eberhard Stegerer: Die Kriminalpolizei im „Dritten Reich“: Dr. Bernhard Wehner – ein politisch unabhängiger Experte des Reichskriminalpolizeiamtes? Publikationen im Kontext der Nachkriegsnarrative und -kontinuitäten in der Kriminalpolizei der Bundesrepublik Deutschland, Cvillier Verlag: Göttingen 2023 (348 S.)
Die Verbrechensbekämpfung gehörte nicht zu den zentralen Politikfeldern des nationalsozialistischen Regimes, trotzdem zählte die Kriminalpolizei „zum Kern und Machtzentrum“ dieses völkischen Maßnahmenstaates. Die Kontrolle der Kriminalität und die Verfolgung von sogenannten ‚Berufsverbrechern‘ und sozialen Randgruppen waren wesentliche Elemente nationalsozialistischer Gesellschaftspolitik. Eine von Himmler 1937 zentralisierte, im Reichskriminalpolizeiamt (RKPA) verreichlichte und 1939 in das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) integrierte Kriminalpolizei wurde ein wirkungsvolles Werkzeug des NS-Staates und vollzog Maßnahmen zur ,Vorbeugenden Verbrechensbekämpfung‘ zum Schutz der nationalsozialistischen ‚Volksgemeinschaft‘, vor allem auch zum Schutz ihrer vermeintlichen biologischen Substanz. In diesem Rahmen wurden sowohl im Deutschen Reich als auch in den von der Deutschen Wehrmacht okkupierten Gebieten rund 110.000 Menschen von der Kriminalpolizei als ‚Verbrecher‘ oder ‚Asoziale‘ in Konzentrationslager deportiert, wo mehrere Zehntausend den Tod fanden. Zudem verschleppte die Kriminalpolizei weit über 40.000 Sinti und Roma, die fast alle in der Folge umkamen. Die Deportationen wären ohne die Kriminalpolizei nicht möglich gewesen, sie wurde damit auch in den Einsatzgruppen der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) und des Sicherheitsdienstes (SD) zum Vollstrecker der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik. Read the rest of this entry »
September 7th, 2024 |
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Film & Theater, Literatur & Bücher, Rassismus & Menschenrechte, Wissenschaft
Radmila Mladenova (Hrsg.): Counterstrategies to the Antigypsy Gaze (=Antiziganismusforschung interdisziplinär: Schriftenreihe der Forschungsstelle Antiziganismus, Bd. 5), Heidelberg 2024.
In der Schriftenreihe Antiziganismus interdisziplinär der Forschungsstelle Antiziganismus ist jüngst der von Radmila Mladenova herausgegebene Sammelband „Counterstrategies to the Antigypsy Gaze“ erschienen. Der Band befasst sich damit, wie sich Antiziganismus im Film begegnen lässt.
Ziel ist es, den Fokus weg von der Antiziganismuskritik zu verlagern und die Diskussion über die künstlerischen Gegenstrategien zum Antiziganismus zu eröffnen, die die Notwendigkeit intertextueller, transkultureller und transmedialer Ansätze bei der Analyse hervorhebt. Die Beiträge stellen die Anwendbarkeit der Forschungsergebnisse in den Vordergrund und bieten eine breite Palette an Beispielen, die für Filmemacher und Fachleute aus der Filmindustrie nützlich sein könnten. Der Band dokumentiert die Fallstudien des internationalen Workshops „Artistic Alternatives to the Antigypsy Gaze“, der 2021 in Heidelberg stattfand.
Das Buch erscheint in hybrider Form, ist also sowohl als Softcover über den Buchhandel als auch kostenlos zum Download im Internet verfügbar.
(Text: Zentralrat)
Siehe auch:
Visuelle Dimensionen des Antiziganismus (2021)
The ‘White’ Mask and the ‘Gypsy’ Mask in Film
Tagungsband „Antiziganismus und Film“
Von, mit oder über Sinti und Roma? Überlegungen zum Themenfeld Antiziganismus und Film
August 22nd, 2024 |
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Geschichte & Gedenken, Literatur & Bücher, Wissenschaft
Bastian Fleermann: Ausgrenzung und Faszination. Sinti und Roma in Düsseldorf und im nördlichen Rheinland vom Spätmittelalter bis zum Ersten Weltkrieg, C. W. Leske Verlag: Düsseldorf 2024 (216 Seiten).
Faszination, Koexistenz und Ausgrenzung: Nicht immer, aber sehr oft trafen die Sinti und die Roma auf Argwohn und Verachtung. Erstmals spürt eine Überblicksstudie dieser Minderheit und dem Umgang mit ihr in einem umgrenzten Raum über mehrere Jahrhunderte hinweg nach – und kommt zu erstaunlichen Ergebnissen.
Schon in der Mitte des 15. Jahrhunderts gewährte ein Schutzbrief einer Roma-Gruppe in Düsseldorf und im Herzogtum Berg freies Geleit. Seit dieser Zeit lebten Roma, Sinti und andere Völker, von der Mehrheitsgesellschaft zunächst als »Czygeiner« bezeichnet, im nördlichen Rheinland. Die hier erstmals zusammengetragenen Quellen belegen neben Anfeindungen und Ausgrenzungen auch Phasen friedlicher Koexistenz und Zusammenarbeit. Sie zeichnen das Bild einer vielfältigen Minderheit, die sehr geschickte Überlebens- und Anpassungsstrategien entwickelte, um staatlicher Repression zu entgehen und sich in der Region zu behaupten. Und sie lassen eine Alltagsebene sichtbar werden, die nur scheinbar mit den parallel entstandenen populären »Zigeuner«-Bildern korrespondiert: Der Kitsch in der Kunst oder auf der Bühne, auf Fotopostkarten oder in Schauergeschichten hatte mit der Lebensrealität von Sinti oder Roma so gut wie nichts zu tun. Read the rest of this entry »
Juli 17th, 2024 |
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Einrichtungen, Geschichte & Gedenken, Literatur & Bücher
Kulturverein österreichischer Roma (Hg.): GLEICHE UNTER GLEICHEN. Der Weg der politischen und sozialen Anerkennung der österreichischen Roma als Volksgruppe 1993, Wien 2023, 208 Seiten (Deutsch/Englisch)
Am 16. Dezember 1993 wurden die Roma als sechste österreichische Volksgruppe vom Hauptausschuss des Nationalrates einstimmig anerkannt. 17 Jahre nach nach der Verlautbarung des österreichischen Volksgruppengesetzes von 1976 waren die österreichischen Roma nun endlich den anderen österreichischen Volksgruppen gleichgestellt. Ein historischer Tag für die Roma.
Im Dezember 2023 feierte die Volksgruppe daher 30 Jahre Volksgruppenanerkennung. Aus diesem Anlass wurde vom Kulturverein österreichischer Roma eine Publikation (Deutsch/Englisch) erstellt, die die Hintergründe sowie die einzelnen Stadien jenes Prozesses zeichnet, der 1993 schließlich zur Anerkennung der Roma als sechste österreichische Volksgruppe führte. Zur Anerkennung musste die Gruppe aber auch über ein gewisses Maß an Organisation verfügen, denn ohne Vertretungsorganisationen hatte die Bundesregierung keinen konkreten Ansprechpartner hinsichtlich der Angelegenheiten der Roma und Sinti. Mit der Gründung der Romavereine in Oberwart im Jahr 1989 und in Wien im Jahr 1991 wurde diese Hürde beseitigt.
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Juni 24th, 2024 |
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Facts & Figures, Literatur & Bücher
William Shakespeare erwähnt in seinen Werken wiederholt „Gypsies“, u. a. in Romeo und Julia, Wie es euch gefällt und Othello.
(Quelle/pdf)
April 18th, 2024 |
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Geschichte & Gedenken, Literatur & Bücher, Wissenschaft
Eveline Diener: Das Bayerische Landeskriminalamt und seine „Zigeunerpolizei“. Kontinuitäten und Diskontinuitäten der bayerischen „Zigeunerermittlung“ im 20. Jahrhundert (=Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Polizeigeschichte e. V., Band 25), Verlag für Polizeiwissenschaft: Frankfurt am Main 2021 (560 S.)
Die spezifisch genozidale Ausprägung der nationalsozialistischen Verfolgung der „Zigeuner“ fand in der Geschichtswissenschaft und in der medialen Öffentlichkeit erst vergleichsweise spät Beachtung. Dem spielte zu, dass eine entrechtende „Zigeunerpolitik“ und „Zigeunerverfolgung“ lange Zeit als normal angesehen wurde. Diese Problematik wird am Beispiel der für die „Zigeuner“- bzw. „Landfahrerermittlung“ zuständigen Stelle des 1946 gegründeten Bayerischen Landeskriminalamts (BLKA) untersucht. Hier werden Kontinuitäten sowie Diskontinuitäten in „Zigeunerpolitik“ bzw. „Zigeunerverfolgung“ auf der Zeitschiene „Kaiserreich“, „Weimarer Republik“, „Nationalsozialismus“ und „Nachkriegszeit“ aufgezeigt. Dafür werden zwei Forschungsschwerpunkte zusammengeführt: Die Untersuchung der einschlägigen Vorgeschichte – angefangen vom Kaiserreich bis zum Nationalsozialismus – und schließlich die Untersuchung der personellen, inhaltlichen und organisatorischen Ausgestaltung der „Zigeuner“- bzw. „Landfahrerstelle“ des Bayerischen Landeskriminalamts der Nachkriegszeit. Hierbei liegt der Fokus auf Prägungen und Laufbahnen der dort tätigen Beschäftigten, auf gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren sowie schließlich auf langfristig geprägten Strukturen und Mentalitäten in „Zigeunerpolitik“ und „Zigeunerermittlung“. Somit leistet die Arbeit eine Forschungsbereicherung auf dem bisher noch wenig untersuchten Gebiet der „Zigeuner“- bzw. „Landfahrerermittlung“.
(Text: Verlagsinfo)
Eine kritische Besprechung von Markus End finden Sie hier (pdf).
Siehe auch:
Bayern: Polizei erforschte „Landfahrerstelle“, 15.12.2021
April 4th, 2024 |
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Geschichte & Gedenken, Interview, Literatur & Bücher, Radio, Podcast & TV, Religion, Wissenschaft
Franz Josef Schäfer: Arnold Fortuin. Die Verfolgung der Sinti und Roma im Saarland, Saarbrücken 2022 [→Blattlaus-Verlag]
Der Illinger Historiker Franz Josef Schäfer legt erstmalig die Geschichte der saarländischen Sinti und Roma vor, einer weitgehend vergessenen NS-Opfergruppe.
Pfarrer Arnold Fortuin war der erste Seelsorger der deutschen Sinti und Roma. Bereits seit den Zwanzigerjahren des 20. Jh. betreute der damalige Saarbrücker Kaplan an der Michaelskirche in Saarbrücken St. Johann die Außenseiter und erteilte ihnen Unterricht. In der NS-Zeit gab er ihnen Trost. Nach dem Krieg war er ihr Anwalt und Berater in Entschädigungsfragen. Seit 1955 findet alljährlich eine Wallfahrt von Sinti und Roma statt zur Illinger Bergkapelle.
Die Monografie würdigt ausgiebig zum ersten Mal den Menschen und Seelsorger Fortuin, der viele Jahre nach seinem Tod mit dem Bau des Fortuin-Hauses in Berlin sowie der Benennung einer Straße und einer Schule in Illingen eine späte Anerkennung gefunden hat. Neben einem historischen Abriss der Minderheit stellt der Autor ihren Verfolgungsweg auf quellenkundlicher Basis dar am Beispiel ausgewählter Familien. Wie die Bevölkerungsgruppe in belletristischen Werken saarländischer Autorinnen und Autoren gesehen wurde, ist ebenfalls vorzufinden.
(Text: Blattlaus-Verlag)
Das Buch von Franz Josef Schäfer, thematisiert in der ausführlichen Darstellung der Vita des katholischen Geistlichen den Widerspruch von individueller menschlicher Hilfe und politischer Ignoranz der Amtskirche. Schäfer betrachtet einerseits Fortuins Loyalität gegenüber dem Dienstherrn und schildert andererseits, akribisch recherchiert und mit großer Empathie, das persönliche Aufbegehren des Priesters, sein ungebrochenes Engagement für die Minderheit, sein Eintreten gegen die Unterlassungen und Ignoranz der Mehrheit. Der Autor bewahrt sich dennoch die notwendige Distanz. Der Zivilcourage Fortuins, die riskante Unterstützung der Roma und Sinti in der NS-Zeit und der kontinuierliche Einsatz für die Rechte der Roma und Sinti nach 1945, steht pointiert die Kritik an den Äußerungen des Kirchenmannes gegenüber, nämlich der Kolportage des üblichen Klischees, den verbrämten Generalisierungen, die seit Jahrhunderten Grundlage der Diskriminierung sind. Read the rest of this entry »
Dezember 24th, 2023 |
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Literatur & Bücher, Romani
Boschitscha o lek mirneder di ando bersch hi
(Weihnachten ist der stillste Tag im Jahr, 1901)
Rainer Maria Rilke (1875–1926)
Boschitscha o lek mirneder di ando bersch hi,
adaj schunes tu o cile vodschtscha te dschal taj te tschalal
sar ori, save kiratiskere ori phenen:
Boschitscha o lek mirneder di ando bersch hi,
adaj o cile tschavengere atscha bare on,
afka sar te o koji bartschonahi, save on diken,
taj dajale on o cile dschuvla
taj o cile tschavengere atscha bare on.
Adaj iste ari dschas ando dugo vilago
kameha tu la boschitscha te dikel, la schukar,
afka sar te tro gondo le forijendar schoha manglo,
afka iste ari dschas ando dugo vilago.
Odoj paschlon bare nebi pedar tute,
save upre durarde parne vescha nugodinen,
o droma bartschon telal tre botschkori
taj bare nebi paschlon pedar tute.
Taj ando bare nebi terschol jek tscherheni
cilon prado use jek tschulo baro ududanipe,
o duriptscha pasche an sar jek vela
taj ando bare nebi terdschol jek tscherheni.
La Clara Rilkejake, Boschitscha 1901
Ins Romani übersetzt von Josef Schmidt.
Andi Romani tschib o Josef Schmidt o prik bescharipe kertscha.
Oktober 11th, 2023 |
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Geschichte & Gedenken, Literatur & Bücher, Wissenschaft
Karola Fings / Sybille Steinbacher (Hrsg.): Sinti und Roma. Der nationalsozialistische Völkermord in historischer und gesellschaftspolitischer Perspektive (=Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte, Bd. 19), Wallstein Verlag, Göttingen 2021, 288 S.
Der Völkermord an den Sinti und Roma: bis heute ein »blinder Fleck«. Der Völkermord an den Sinti und Roma erfuhr erst eine öffentlich weithin sichtbare Anerkennung, als 2012 in Berlin das zentrale Denkmal für diese Opfergruppe geschaffen wurde. Doch bis heute ist das Wissen um die Verfolgung der Minderheit und den an ihr begangenen Völkermord gering.
In historischer Perspektive werden das Verfolgungsgeschehen im Deutschen Reich, das Leid im Konzentrationslager Dachau sowie die Tötungsverbrechen in Ost- und Südosteuropa dargestellt. Dem Spannungsfeld von Täter- und Opferperspektiven und den Kontinuitäten und Brüchen nach 1945 gilt ein besonderes Augenmerk. In gesellschaftspolitischer Perspektive werden Fragen der Vermittlungs- und der Bürgerrechtsarbeit problematisiert sowie die Bedeutung des bis heute wirkmächtigen Antiziganismus für die Überlebenden und deren Nachkommen thematisiert.
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