März 13th, 2025 |
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Interview, Radio, Podcast & TV, Rassismus & Menschenrechte
Unter dem Radar – Antiziganismus, der „salonfähige“ Rassismus (Teil 1 & 2)
Grenzfrei – der Podcast des Münchner Flüchtlingsrats
Doppelfolge vom 17./18.9.2024
„Antiziganismus? Nie gehört!“ Dennoch gibt es ihn – bis heute. Diese leider noch immer salonfähige Form des Rassismus beruht auf einem Konstrukt aus Klischees und Zuschreibungen, das sich über Jahrhunderte herausgebildet und verfestigt hat. Es führt zu Diskriminierung und Ausgrenzung von Sinti* und Rom:nja sowie entsprechend gelesener Personen. Die Minderheit ist mit Ablehnung und Vorurteilen konfrontiert – oder mit einem erstaunlichen Maß an Unwissen. Mit dieser Doppelfolge möchten wir einige Informationslücken schließen und die eine oder andere Tür aufstoßen.
Gesprächspartnerinnen:
Dr. Andra Draghiciu – Historikerin und Mitarbeiterin beim Landesverband Sinti und Roma Rheinland-Pfalz, stammt aus Rumänien
Larisa Leitz – Romni und Mitarbeiterin beim Landesverband Sinti und Roma Rheinland-Pfalz, stammt aus Rumänien
Esther Reinhardt-Bendel – Sintezza und Aktivistin, Mitgründerin von Sinti-Roma-Pride
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Dezember 23rd, 2024 |
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Interview, Literatur & Bücher, Romani, Wissenschaft, dROMa (Magazin)
SPRACHE | TSCHIB
Jek nevi Romani-alavengeri kenva rodel palo kesdiptscha
Duj tschibtschakere forschertscha jek barikani buti kerde: jek etimologischi alavengeri kenva le Romanijistar. Pantsch berscha paloda terdschol akan anglo kisetinipe. Amen le Miša Osloniha (polnitiki akademija le visenschoftendar) taj le Kirila Kožanoviha (universiteta Potsdam) vakertscham.
dROMa: So o aundefinipe uso projekto dija?
O gondo andar jek schutscho koja alo: Amenge hatek asaj alavengeri kenva pekal. Dschi uso bersch 2019 imar poar Romani-dijalektscha schtudirintscham, taj amaro interesi upre aja igen schukar tschib use jek punkto alo, kaj amen palo kesdiptscha taj o entviklinipe adale dijalektschendar te rodel kamahahi. Kekej but upri etimologija le Romanijistar butschalinde (Pott, Miklosich, Turner, Boretzky, tschak poar te akarel), na dija jek kisetimo butschalinipe. Hatek amen akor phentscham, hot jek etimologischi alavengeri kenva keras. Erschtivar, amen o amenge prindscharde „phure“ (a. b. indischi, persischi, armenischi, taj te grecijakere taj sudslavitike) alava khetan kedijam taj kesdintscham, jek bulhi historija sakonestar te pisinel. Amen odotar ar dschas, hot odola alava le cile Romenge dschi use lengero hintinipe usar o Balkan ando 15to schelberschengero, prindscharde sina.
Kitschi alava hi?
Ande amari alavengeri kenva valami 1.200 „ficki“ del, a. b. jek vurclina mindenfelitike odotar tel vodime alavenca, kaj ando kisetinipe poar eseri alava analisirim hi. O cile, valami 50 dijalektschendar kiposim on. Afka tschak na dikes, katar o alav al, hatek tu akor te dikes kaj lo and beschardo ol. Pedar ari, sakona historijake sakone alavestar ande leskere mindenfelitike schtadiji palal dschas, kaj jek angleterdschojipe odolestar te uschtides, sar o phure dschene le Romendar ando mindenfelitike cajtscha, vakernahi. Butvar tschak i historija jeka tschibtschatar i historija le manuschendar, save la vakeren, schaj sikal. Ada but alavenge terdschol, save o igen „phure Roma“ andar o tschibtscha getschen line, savenca on upre lengeri dugi roas andar i Indija andi Grecija ando kontakto ale. Read the rest of this entry »
Dezember 21st, 2024 |
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Interview, Literatur & Bücher, Romani, Wissenschaft, dROMa (Magazin)
SPRACHE | TSCHIB
Ein neues Romani-Wörterbuch sucht nach den Ursprüngen
Auf eigene Faust machten sich zwei Sprachforscher an eine Herkulesarbeit: ein etymologisches Wörterbuch des Romani. Fünf Jahre später steht es vor dem Abschluss. Wir haben mit Michail Oslon (Polnische Akademie der Wissenschaften) und Kirill Kožanov (Universität Potsdam) gesprochen.
dROMa: Was gab den Anstoß zum Projekt?
Die Idee entstand auf recht prosaische Weise: Wir benötigten einfach ein solches Wörterbuch. Bis zum Jahr 2019 hatten wir bereits einige Romani-Dialekte studiert, und unser Interesse an dieser wunderschönen Sprache hatte einen Punkt erreicht, an dem wir den Ursprung und die Entwicklung dieser Dialekte ergründen wollten. Obwohl viele an der Etymologie (Wortgeschichte) des Romani gearbeitet haben (Pott, Miklosich, Turner, Boretzky, um nur einige zu nennen), gab es keine vollständige Bearbeitung. Wir beschlossen also, ein etymologisches Wörterbuch selbst zu verfassen. Zuerst sammelten wir alle uns bekannten „alten“ (d. h. indischen, iranischen, armenischen sowie teilweise griechischen und südslawischen) Wörter und begannen, eine umfassende Geschichte von jedem zu schreiben. Wir gehen davon aus, dass diese Wörter allen Roma bis zu ihrer Zerstreuung vom Balkan im 15. Jahrhundert bekannt waren („Gemeinwortschatz“).
Wie viele Einträge sind es?
Unser Wörterbuch besteht aus etwa 1.200 „Nestern“, d. h. einer Wurzel mit verschiedenen davon abgeleiteten Wörtern, sodass am Ende einige tausend Wörter analysiert sind. Alle werden anhand von etwa 50 Dialekten illustriert. So kann man nicht nur erfahren, woher ein Wort stammt, sondern auch wo und wie es jetzt verwendet wird. Darüber hinaus verfolgen wir die Geschichte jedes Wortes in seinen verschiedenen Stadien, sodass man eine Vorstellung davon bekommt, wie die Vorfahren der Roma zu verschiedenen Zeiten sprachen. Oft kann nur die Geschichte einer Sprache die Geschichte der Menschen, die sie sprechen, offenbaren. Dies gilt für viele Wörter, die die „Ur-Roma“ aus den Sprachen entlehnt haben, mit denen sie auf ihrer langen Reise von Indien nach Griechenland in Kontakt kamen. Read the rest of this entry »
Dezember 17th, 2024 |
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Einrichtungen, Interview, Jugend & Bildung, Politik, Rassismus & Menschenrechte, Romani, dROMa (Magazin)
IM GESPRÄCH | ANDO VAKERIPE
Ekspertkija: Romani-ischkoli nan nisaj putripe
Dajakere tschibtschakere sikajipeha le Romengere-tschavenge andi Slovakija akan bara andar o drom bejg ispidim te on. O ministerijum dikel ada ojs „keripe uso bekejmpfinipe la segregacijonatar“. Ham so ada butschol? Amen usi sikadipeskeri ekspertkija Tina Gažovičová ando foro Bratislava palal phutschlam.
dROMa: Andi Slovakija akan bojd jek ischkola la sikajipeskera tschibtschaha Romani dela. (→Sikadipe: O eksperimento andar Rakúsy) Hi ada jek barikano drom?
Tina Gažovičová: O phutschajipe andi Slovakija igen brigaschno hi. Te le politischi taj interkultureli fatretertschen le Romengere-tschulipestar andi Slovakija mindenfelitike muaniniptscha use aja tema hi. Upri jek rik latscho hi, hot but Romengere-tschaven andi Slovakija Romani ojs dajakeri tschib hi taj hatek ada schaj pomoschinlahi, Romani te andi ischkola te siklol. Ande amaro ischkolakero tschatschipe o tschatschipe le tschuliptschendar ande hi, ande lengeri dajakeri tschib sikade te on, taj amen andi Slovakija jek dugi tradicija ischkolendar le ungrike tschulipeske hi. Ando peripe le Romengere-tschulipestar ada ham schoha prik beschardo na ulo, kaj tschak igen tschule Romani-meschtertscha del taj kaj o mindenfelitike dijalektscha le tel pisime Romanijistar avrijal hi. Vaschoda tschak tschule ischkoli del, ande save Romani ojs foch sikado ol, ham dschijakana nisaj ischkola, Romnijiha ojs sikajipeskeri tschib.
So gejng vakerel?
O argumento gejng ischkoli Romanijiha ojs sikajipeskeri tschib hi, hot on i segregacijona (ischkolakero artschapinipe) taj o socijali artschapinipe le Romengere-tschulipestar meg horeder keren. Ando lejcti deschberschengere i segregacijona le Romengere-tschavendar ando ischkolakero koja andi Slovakija bibastaleder uli. But gava del, ande save agun jek „keverimi“ ischkola delahi, savi Romengere- taj te slovakitike, poavar te ungrike tschibtschakere tschavendar, kher rodim ule. O gendo le slovakitikendar ande odola gava ham tel lel, taj o Roma mindig buteder on, so uso cajchn le „parne naschikeripestar“ vodintscha, kaj adi odola ischkoli tschak buter le Romengere-tschavendar kher rodim on. Read the rest of this entry »
Dezember 17th, 2024 |
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Einrichtungen, Interview, Jugend & Bildung, Politik, Rassismus & Menschenrechte, Romani, dROMa (Magazin)
IM GESPRÄCH | ANDO VAKERIPE
Expertin: Romani-Schulen sind keine Lösung
Mit muttersprachlichem Unterricht sollen den Roma-Kindern in der Slowakei endlich Steine aus dem Weg geräumt werden. Das Ministerium sieht dies auch als „Beitrag zur Bekämpfung der Segregation“. Aber was bedeutet das? Wir haben bei der Bildungsexpertin Tina Gažovičová in Bratislava nachgefragt.
dROMa: In der Slowakei wird es bald eine Schule mit der Unterrichtssprache Romani geben (→mehr hier). Ist das ein sinnvoller Weg?
Tina Gažovičová: Die Frage ist in der Slowakei sehr umstritten. Auch die politischen und intellektuellen Vertreter der Roma-Minderheit in der Slowakei haben unterschiedliche Meinungen zu diesem Thema. Einerseits stimmt es, dass viele Roma-Kinder in der Slowakei Romani als Muttersprache haben und es daher für sie hilfreich sein könnte, Romani auch in der Schule zu lernen. Unser Schulgesetz beinhaltet das Recht der Minderheiten, in ihrer Muttersprache unterrichtet zu werden, und wir haben in der Slowakei eine lange Tradition von Schulen für die ungarische Minderheit. Im Falle der Roma-Minderheit wurde dies jedoch nie umgesetzt, da es nur sehr wenige Romani-Lehrer gibt und außerdem die verschiedenen Dialekte vom kodifizierten Romani abweichen. Daher gibt es nur wenige Schulen, in denen Romani als Fach unterrichtet wird, aber bisher keine mit Romani als Unterrichtssprache.
Was spricht inhaltlich dagegen?
Das Argument gegen Schulen mit Romani als Unterrichtssprache ist, dass sie Segregation (Anm.: schulische Absonderung) und sozialen Ausschluss der Roma-Minderheit weiter vertiefen. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Segregation von Roma-Kindern im Schulwesen in der Slowakei verschärft. Es gibt viele Dörfer, in denen es früher eine „gemischte“ Schule gab, die sowohl von Roma- als auch von slowakischen, manchmal auch ungarischsprachigen Kindern besucht wurde. Die Zahl der Slowaken in diesen Dörfern nimmt jedoch ab, während die Roma-Bevölkerung zunimmt, was zum Phänomen der „weißen Flucht“ geführt hat, so dass diese Schulen heute nur noch von Roma-Kindern besucht werden. Read the rest of this entry »
Oktober 31st, 2024 |
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Interview, Radio, Podcast & TV, Rassismus & Menschenrechte
Antiziganismus, Gadje-Rassismus oder schlicht Rassismus? Die Diskussion um die Benennung der Diskriminierung und Ausgrenzung von Sinti und Roma

→ Sendung downloaden (mp3)
Podcast der Bundeszentrale für politische Bildung | Gestaltung: Britta Veltzke, 2021, 34 Min. | Mit Daniel Strauß und Romeo Franz
Sintize, Sinti, Romnja und Roma werden ausgegrenzt und diskriminiert – doch wie sollte diese Form von Rassismus angemessen benannt werden? Die Debatte um den Begriff Antiziganismus.
Als Bezeichnung für die Diskriminierung, die Ausgrenzung und den Rassismus, den Sintize, Sinti, Romnja und Roma erfahren, etabliert sich zunehmend der Begriff Antiziganismus. Doch ist der aus Sicht Vieler nicht der Weisheit letzter Schluss, sondern ist von Kontroversen begleitet. Entgegen gehalten werden ihm Formulierungen wie „Rassismus gegen Sinti und Roma“, „Gadje-Rassismus“ oder „Antiromaismus“. Was aber genau wird an „Antiziganismus“ kritisiert? Welche Vorzüge haben andere Begriffe? Oder sind auch die wiederum problematisch? Einblicke in eine laufende Debatte.
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Oktober 21st, 2024 |
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Geschichte & Gedenken, Interview, Radio, Podcast & TV, Veranstaltungen & Ausstellungen
Radio Stimme auf Orange 94.0
Sendung vom 16.2.2022 (CC BY-NC)
Am 8. November 2021 fand im Republikanischen Club in Wien eine Diskussion mit dem Titel „Ererbte Biografien im Land der Täter:innen. Eine Diskussion über die Realitäten der zweiten und dritten Generation nach der Shoah und dem Porajmos“ statt – Porajmos bezeichnet dabei die systematische Ermordung von Rom*nja und Sinti*zze durch die Nationalsozialist*innen. Bei der Veranstaltung diskutierten Anna Goldenberg, Samuel Mago und Peter Schwarz, moderiert von der Historikerin Sarah Knoll. Diese spannende Diskussion senden wir erneut in bearbeiteter Version. Die Teilnehmer*innen berichten aus ihren Familiengeschichten und bringen in ihrer Diskussion diverse Facetten des Themengebiets um das Erinnern und Gedenken zusammen. Erstausgestrahlt wurde die Aufzeichnung von Teilen der Diskussion von der VON UNTEN-Redaktion auf Radio Helsinki.
(cba.fro.at)
September 24th, 2024 |
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Interview, Radio, Podcast & TV, Rassismus & Menschenrechte, Wissenschaft
detektor.fm/brand eins Podcast, 6.9.2024, 21:30 min
Ulrich Wagner ist Sozialpsychologe und beschäftigt sich mit Einstellungen gegenüber Minderheiten und wie man sie messen kann. Das ist keine leichte Aufgabe, denn Einstellungen und Vorurteile, die zudem noch unterschiedlich bewusst sind, lassen sich schwerer quantifizieren als simple Messwerte.
(Text und Beitrag: detektor.fm/Brand eins)
September 5th, 2024 |
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Interview, Radio, Podcast & TV, Romani, Sport
Wie die Sprache der Sinti und Roma Koblenz (Deutschland) prägt
RZInside – Der Podcast der Rhein-Zeitung (35:54 min)
Wisst ihr, wann etwas „latsches“ ist? Wann man mit dem „Tschuglo“ rausgeht und mit dem „Wasty“ telefoniert? Die Sprache der Sinti und Roma ist eng mit der Koblenzer Subkultur verwoben – darum geht es in diesem Podcast. Als Kickbox-Weltmeister lässt Marlon Reinhardt oft die Fäuste sprechen. Doch der 32-Jährige engagiert sich auch intensiv in der Sinti-Community. Im Gespräch mit Finn Holitzka bei RZInside verrät er einen besonderen Trick seines kleinen Sohnes.
(Text und Sendung: RZInside, Okt. 2023)
August 31st, 2024 |
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Film & Theater, Geschichte & Gedenken, Interview, Radio, Podcast & TV
Der Völkermord an den Sinti und Roma. Spuren der NS-Zeit
Planet Schule/SWR, 23.4.2024
Jedes Jahr, am 2. August gedenken Sinti und Roma in Auschwitz ihrer ermordeten Angehörigen. Der Film zeichnet die wichtigsten Stationen einiger Leidenswege nach, fünf Überlebende berichten über ihr Schicksal: Hildegard Franz, deren Mann und drei Kinder in Auschwitz ermordet wurden; Mano und Hugo Höllenreiner, die gerade mal zehn Jahre alt waren, als sie deportiert wurden und die in Auschwitz erfahren mussten, welche Folgen die Experimente des Lagerarztes Josef Mengele hatten; Lily van Angeren, die als Lagerschreiberin die Namen aller Toten registrieren musste. Und Josef „Muscha“ Müller, der in einer Pflegefamilie aufwuchs und nicht ahnte, dass seine leiblichen Eltern Sinti waren. Er hat überlebt, weil seine Pflegeeltern ihn monatelang in einer Gartenlaube versteckt hielten und so dem Zugriff der Behörden entzogen.
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