„I will never be snajka.“ – „Ich werde nie eine anständige Schwiegertochter sein.“ Auf dem Standesamt steht dem frisch verliebten Paar das Glück ins Gesicht geschrieben, auch wenn hier bereits erste Herausforderungen zu spüren sind. Die kroatische Soziologin und Aktivistin Tea porträtiert zehn Jahre lang ihre Partnerschaft mit Mirad, Rom aus dem Kosovo. Sie sind motiviert, sich in die Familie des anderen zu integrieren. Doch bei all den familiären Erwartungen müssen sie sich selbst und als Paar immer wieder neu suchen und positionieren: Wie tolerant können sie sein? Wo stoßen sie an ihre Grenzen? Was sind eigentlich ihre Ideale? Ein Film, der ganz nah dran ist und das Schwierige und das Schöne einer interkulturellen Ehe aufzeigt. (Dayela Valenzuela)
Die kroatische Debüt-Regisseurin Tea Vidović Dalipi ist Soziologin und Aktivistin im Bereich Migration. Seit 2013 besucht sie die Restart School of Documentary Film (Zagreb). Ihre Expertise zu Migration und kulturellen Identitäten mündete in der Produktion dieses Films.
Weltspiegel Doku: Roma in der Slowakei – Gibt es einen Weg aus der Armut? (MDR)
Dokumentation (45 Min.)
Eine Problemdoku mehr, die übersieht, dass auch in der Slowakei ein großer Teil der Roma nicht in solchen Elendssiedlungen lebt, dass es selbstbestimmte Roma gibt, die ein normales, erfolgreiches Leben führen, ganz ohne Paternalismus. Vor allem skizziert dieser Bericht die Lethargie der marginalisierten Roma als den eigentlichen Kern des Problems – den erdrückenden Rassismus der Mehrheitsgesellschaft und der Politik hingegen, der über allem liegt (und der in der Sendung ja auch des Öfteren anklingt), entlässt die Doku dann doch allzu leicht aus der Verantwortung. Das beginnt schon damit, wie der Beitrag anfangs die „Problem-Roma“ und dann die überaus freundlichen „normalen“ Slowaken einführt. Eine Roma-TV-Doku nicht ohne Schieflagen, aber sehenswert. (dROMa)
Aus der ARD-Programmankündigung: Rund 500.000 Roma leben in der Slowakei – in Bezug auf die Bevölkerungsgröße eine der stärksten Roma-Minderheiten in Europa. Die Roma leben größtenteils in Ghettos und Slumsiedlungen, in ärmsten Verhältnissen, mit nur wenigen Verbindungen zum Rest der slowakischen Bevölkerung. Seit Jahrzehnten gibt es Bestrebungen, die Roma gesellschaftlich zu integrieren, sie aus ihrer Parallelwelt herauszuholen. Die meisten Projekte – viele halbherzig initiiert – sind gescheitert. Teilweise auch aufgrund mangelnden Interesses oder der Resignation vieler Roma. Read the rest of this entry »
Dokumentarfilm von Catherine Harte Serbien/UK 2020, 82 Min., engl./serb.
Es beginnt wie eine klassische „Girl meets Boy“-Story: Faith, eine charismatische Akkordeonspielerin aus Großbritannien, reist nach Serbien, um sich dort mit folkloristischer Roma-Musik vertraut zu machen. Sie trifft den Geigenspieler Branko, der ihr sofort verfallen ist. Schnell werden sie ein Ehepaar und gründen eine Band. Doch mit dem Erfolg in der Musik schwindet der in der Liebe. Eine turbulente Geschichte von Erwartungen, Enttäuschungen und dem Traum vom Glück.
Beinahe beunruhigend locker fällt Faith in Brankos Leben ein. Das neue Land, die skeptische Familie und die kulturellen Unterschiede scheinen ihr dabei nichts auszumachen. Branko hingegen himmelt seine neue Frau an und wagt sich mutig vor in eine neue Welt. Als Duo sind sie ein großer Hit – sie reisen um die Welt und spielen immer größere Konzerte. Während Faith sich wie ein Fisch im Wasser fühlt, wirkt Branko jedoch wie ein entwurzelter Baum. Read the rest of this entry »
Good News aus Deutschland: Am 6. November eröffnet die 47. Duisburger Filmwoche mit der Deutschland-Premiere von Wankostättn (AT 2023, 37 Min.) von Karin Berger.
[Anm. d. Red.: Ein ausführliches Interview mit der Filmemacherin finden Sie in der aktuellen Ausgabe von dROMa.]
„Nichts ist da, was erinnern könnte. Wenn ich dann wieder weggehe, bin ich ganz leer“, sagt Karl Stojka, auf einer Straße im 11. Wiener Bezirk stehend. Im Gehen erzählt Karl Stojka von diesem Ort, von seiner Kindheit auf der „Wankostättn“ in Wien, wo sich ein großer Wohn- und Lagerplatz der Rom:nja und Sinti:zze befand. Nach dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland wurde der Platz zunächst abgegrenzt, dann 1941 geräumt und die Bewohner:innen deportiert.
Karin Berger fügt für Wankostättnzwei Gespräche zusammen, die sie bereits 1997 mit Karl Stojka führte. Zwischen der Filmemacherin und den Geschwistern Karl und Ceija Stojka bestand eine enge Verbundenheit und lange Zusammenarbeit.
Während Stojka den veränderten Erinnerungsort durchwandert, wird die Diskrepanz zwischen der erzählten Erinnerung und der bebauten Gegenwart erfahrbar. „Wankostättn zeigt in der rohen Form und Unmittelbarkeit seines Materials die Kraft mündlicher Erinnerungskultur und das Potential des Dokumentarischen. In einer Gegenwart, in der die Aufarbeitung der rassistischen Verbrechen an Rom:nja und Sinti:zze andauert, bewahrt Wankostättn nicht nur Zeugenschaft, sondern macht sie lebendig. Ein Film über Erinnerung und über die Arbeit an ihr. Read the rest of this entry »
„In lyrischen Bildern erzählt Blueberry Spirtits von einer Romafamilie, die ihre Sommer damit verbringt, in den Wäldern Lettlands Beeren zu pflücken und die Ernte zu verkaufen. Während der Arbeit im Wald erzählen die Familienmitglieder einander Geschichten: von magischen Orten und den Geistern ihrer ermordeten Vorfahren, die nicht zur Ruhe kommen.“ (Ethnocineca 2016)
Ein Interview (engl.) mit der Regisseurin Astra Zoldnere von 2017 gibt es hier. Und einen kleinen Artikel über den Film finden Sie im US-Magazin „TheAtlantic.com“, das den Kurzfilm unter neuem Titel auf Youtube zugänglich gemacht hat. “Ghost stories help to maintain the community’s identity in the globalized world. Telling them brings together different generations“, wird Zoldnere darin zitiert. Und: “At first, I was surprised that the Roma live in a world where past, present, and future are so connected. Different times, places, and faces entwine to form a more circular existence.“
Visuelle Medien spielen seit der Frühen Neuzeit eine Schlüsselrolle für die Genese des Antiziganismus. Der interdisziplinär angelegte Sammelband untersucht die zentralen Motive und Semantiken von „Zigeuner“-Bildern in unterschiedlichen Repräsentationsformen wie Literatur, bildender Kunst, Fotografie, Postkarten, Oper, Theater, Comic, Film oder Computerspielen. Dabei werden insbesondere Verbindungslinien und Wechselbeziehungen in den Blick genommen. Die Beiträge legen die inhaltlichen, zeitlichen, geografischen und medienspezifischen Ausprägungen eines der wirkmächtigsten Stereotype in der europäischen Kulturgeschichte frei. Bis heute haben antiziganistische Imaginationen negativen Einfluss auf die Positionierung von Sinti und Roma in den europäischen Gesellschaften.
Premiere beim Internationalen Filmfestival Innsbruck, 11. Juni 2023, 19 Uhr, Leokino
Armutsmigrant*innen aus der Slowakei und Rumänien pendeln jeden Monat für drei Wochen nach Innsbruck, um Geld für ihre Familien zu verdienen. Denn in ihren Herkunftsländern sind sie als Rom*nja oft mit Diskriminierung und Rassismus konfrontiert. Das Waldhüttl am Rand von Innsbruck ist ihr zweites Zuhause. Vor zehn Jahren war es noch ein beinahe verfallenes Wirtschaftsgebäude, doch durch viel Engagement der Vinzenzgemeinschaft und der Arbeitskraft der Bewohner*innen entstand ein florierendes Zentrum von sozialem Zusammenhalt, Ökologie, Spiritualität und kulturellem Austausch.
Die Plots von 7 frühen Filmen des legendären US-Regisseurs D.W. Griffith basieren auf romafeindlichen Motiven (Kinderraub; Blutrache durch „Zigeuner“).
Dokumentarfilm von Susanne Zellinger und Natalie Halla, Premiere: 2023
„Paraíso de Cristal“ ist ein Dokumentarfilm, der einen Einblick in ein Universum eröffnet, das vielen von uns unbekannt ist. Die Welt der Gitanos, der spanischen Roma, die im Flamenco einen Platz gefunden haben, der ihr Leben für immer verändert hat. Im südlichen Andalusien, zwischen Sevilla und Jerez de la Frontera leben die fünf ProtagonistInnen, deren Welt der Flamenco ist und die über ein Zusammenleben von Gitanos und Payos erzählen, bei dem die Zugehörigkeit zu einer Rasse oder Ethnie keine Rolle spielt. (Susanne Zellinger)
Dokumentarfilm von Mira Erdevički SK/UK 2022, 91 min, →mehr hier
75 % des Films wurde von unseren Protagonisten gedreht. Als Covid zuschlug, standen wir vor dem Dilemma, das Projekt komplett zu stoppen oder einen Plan zu entwerfen, der es uns ermöglichen würde, weiterzumachen. Die Regisseurin Mira Erdevicki hatte die Idee, die Protagonisten Petr Torak, Denisa Gannon und Ondrej Olah mit iPhones und Go-Pro-Kameras auszustatten und sie zu fragen, ob sie sich über einen Zeitraum von 12 Monaten selbst filmen würden. Zu unserer Erleichterung reagierten alle drei begeistert auf diese Aussicht. Damit sind sie die erste britischeRoma-Crew überhaupt!
75% of the film was shot by our protagonists. When Covid struck we faced a hard dilemma to stop the project completely or design a plan which would allow us to continue. The director Mira Erdevicki came up with an idea to equip the protagonists Petr Torak, Denisa Gannon and Ondrej Olah with iPhones and Go-Pro camera and asked them whether they would film themselves over a period of 12 months. Read the rest of this entry »