In der Hoffnung auf ein besseres Leben kam Gordana, eine junge serbische Romni, mit ihren beiden Kindern 1987 nach Klagenfurt. Wenig später ermordete ihr Kärntner Ehemann Wilhelm P. die Frau und die Kinder. Er zerstückelte und verscharrte die Leichen. Von den Behörden ernstlich gesucht wurden die verschwundene Mutter und ihre Kinder aber offenbar nie; weitergehende polizeiliche Ermittlungen gab es nicht. Der Gedanke liegt zumindest nahe, dass dies vielleicht auch damit zu tun haben könnte, dass die betroffenen Personen Roma waren. Allzu rasch und bereitwillig hatte die Polizei sich nämlich mit den Erklärungen des Ehemanns (der das plötzliche Verschwinden auf die vermeintlichen Eigenschaften der Roma geschoben haben soll) zufrieden gegeben. Der Mann lebte unbehelligt, bis das Verbrechen 17 Jahre später durch Zufall, bei Bauarbeiten in Klagenfurt, ans Tageslicht kam. Der Delikt-Podcast der Kleinen Zeitungerinnert an das Verbrechen:
Stets hatte [der Ehemann] behauptet, Gordana hätte ihn einfach verlassen, er soll sich herabwürdigend über die Familie und ihre Herkunft geäußert haben, Roma würden das halt so machen, „die sind halt so“. Wilhelm P. spielte den verlassenen Ehemann. Richtig gesucht wurde nach Gordana offenbar nie, die Behörden gaben sich mit der Erklärung P.s 17 Jahre lang zufrieden. Einzig die Mutter Gordanas ließ nicht locker. Sie reiste sogar nach Klagenfurt und nach Wien, um selbst nach Gordana zu suchen – ohne Erfolg. Die Frau sagte später einmal, sie sei nirgends ernst genommen worden.
„Romani Ora“-Redakteurin Tina Nardai im dROMa-Gespräch
Im Juli begann ein vierköpfiges Roma-Redaktionsteam in Oberwart mit der Ausstrahlung der „Romani Ora“, einem einstündigen Radiojournal mit Themen der Volksgruppe der Roma. Aufgezeichnet werden die zweisprachigen Sendungen im Studio des Vereins Roma-Service – und das seit einigen Tagen nun sogar täglich. Wir haben mit der Redakteurin und Moderatorin Tina Nardai über das Radioprojekt gesprochen.
dROMa: Für die, die „Romani Ora“ noch nicht kennen – kannst du kurz erklären, was in den Sendungen zu hören ist?
Tina Nardai: In unserer Sendung haben wir mit Abstand die meiste Roma-Musik, die man im Radio zu hören bekommt. Abgesehen davon, sind wir auch mit Themenschwerpunkten vollgepackt. Wir senden fünfmal die Woche einen Tagesbeitrag; dieser ist vorrangig einem romaspezifischen Ereignis gewidmet. Aktualität ist uns natürlich auch sehr wichtig. Am Puls der Zeit zu recherchieren und zu senden, ist ein fundamentaler Baustein moderner Medienarbeit.
In unserer Rubrik „Mri historija“ nehmen wir die Zuhörerinnen und Zuhörer mit in die Geschichte und Erzählungen von und über Romnja und Roma. Aufarbeitung der Geschichte und unserer kulturellen Identität war uns von Anfang an ein wichtiger Part. Ich verarbeite gerne alte Tonaufnahmen von Zeitzeugen und hauche ihnen in der „Romani Ora“ quasi neues Leben ein. Aber auch geschichtliche Brocken, wie z.B der Genozid oder verschwundene Roma-Siedlungen aus dem Burgenland, werden darin recherchiert und ausgestrahlt.
„Young wild and free“
In „Mindenfelitiko“ (wie es das Wort nicht besser ausdrücken könnte) beschäftigen wir uns mit „Allerlei“, das die Hörerinnen und Hörer interessieren könnte: Veranstaltungshinweise rechtzeitig zum Wochenende, Kinotipps und Buchneuheiten, aber auch Kochrezepte und praktische Alltagstipps. Und mehrmals die Woche gibt es auch das Jugendformat „Young wild and free“. Darin befasst sich unser Redakteur vorranging mit Themen, die in der Jugendszene „hip“ sind – von Musik über Sport bis hin zu gesellschaftspolitischen Themen. Read the rest of this entry »
Der ORF Burgenland erweitert sein Angebot für die Volksgruppen in Österreich. Ab sofort sind die Radiomagazinsendungen in Burgenlandkroatisch, Burgenlandromani, Slowakisch, Tschechisch und Ungarisch auch als Podcast auf der ORF-Audioplattform „Sound“ abrufbar.
„Nach der Einführung der neuen österreichweiten TV-Sendung WIR | ČEŠI, HRVATI, MAGYAROK, ROMA, SLOVÁCI, SLOVENCI im September ist das das nächste, neue Angebot des ORF Burgenland für die Volksgruppen“, sagt ORF-Burgenland-Landesdirektor Werner Herics. Mit den Volksgruppen-Podcasts geht der ORF Burgenland auch auf die Bedürfnisse der jüngeren Generation ein. Interviews, Reportagen und Hintergrundberichte können so unabhängig vom Sendedatum in der eigenen Volksgruppensprache konsumiert werden, so Herics weiter.
„Die ORF-Volksgruppen-Podcasts sind eine logische Weiterentwicklung des bestehenden Radioangebots“, sagt Dorottya Kelemen, die Leiterin der ORF-Volksgruppenredaktion im Burgenland. Für jede Sprache wurde ein eigener Podcastkanal geschaffen.
Unter ORF Hrvati Podcast findet man alle Magazinsendungen auf Burgenlandkroatisch von „Časak radosti“ bis „Živo Srebro“. In ORF Magyarok Podcast können die Highlights aus den Sendungen „Magyar Magazin“ und „Színes Kultúránk“ nachgehört werden. ORF Roma Podcast fasst die wöchentliche Romasendung „Roma sam“ zusammen, ORF Češi Podcast die Berichte aus der tschechischen Sendung „Radio Drát‘ák“ und ORF Slováci Podcast aus der slowakischen Sendung „Radio Dia:tón“. Read the rest of this entry »
Das Internet durchzieht alle Sphären unserer Gesellschaft, im Guten wie im Schlechten. Auch für Minderheiten haben sich neue Chancen aufgetan, neue Kanäle und Medien, neue Netzwerke und Nischen, vor allem auch für die Sprache. Die Kehrseite der Medaille: Gerade die Sozialen Medien befeuern Vorurteile, Hass und Hetze. Ins Visier geraten dabei, wie immer, besonders auch Roma.
Wir haben mit Sejnur Memiši, Ko-Host des deutschen Roma-Podcasts „RYMEcast“, über sein Medienprojekt gesprochen. Begleitend dazu finden Sie eine Übersicht der wichtigsten Roma-Podcasts. Der ORF-Journalist Mario Czory hat sich – als Rom – einige Gedanken über Hate Speech im Internet gemacht und sich darüber hinaus mit Daniela Grabovac von der Antidiskriminierungsstelle Steiermark unterhalten. Wie man gezielt gegen rassistische Hass-Postings vorgehen kann, zeigen junge Roma in gleich mehreren Ländern: Sie beobachten, protokollieren und melden, was das Zeug hält. Und zu guter Letzt noch Radio: Im Burgenland gibt es neuerdings – außerhalb des Sendegebiets als Online-Radio – eine neue Roma-Sendung. Emmerich Gärtner-Horvath und Redakteurin Tina Nardai stellen „Romani Ora“ vor.
O internet duach o cile falati amare khetanipestar cidel, ando latschipe sar te ando ertschavipe. Te le tschatschipenge neve schajiptscha pumen pradine, neve kanaltscha taj mediji, neve necverktscha taj avre koji, butvar te la tschibtschake. I avri rik la medajlijatar: O socijali mediji te diskriminaciji dschivdscharel, hosinipe taj tradipe. Ando dikipe, sar mindig, butvar te adaj o Roma peren.
Amen le Sejnur Memišiha, Ko-Host le nimtschke Romengere-podcastistar „RYMEcast“, pedar o medijengero projekto vakertscham. Use, laken tumen jek sikajipe le lek barikaneder Romengere-podcastendar. O ORF-reporteri Mario Czory – ojs Rom – poar gondi pedar o Hate Speech ando internet peske kertscha taj pedar ari, la Daniela Grabovacaha andar o antidiskriminacijakero than Schtacko, vakertscha. Sar latscho gejng rasistischi hosinipeskere-postings angle gelo schaj ol, sikan terne Roma andar mindschart buteder vilagi. Read the rest of this entry »
Uralte Vorurteile im pädagogischen Alltag
Sofa-Akademie der Evangel. Akademie Frankfurt, Podcast vom Juli 2021
Bilder und Vorurteile, die sich Menschen von vermeintlichen „Zigeunern“ machen, gehen mehr als 500 Jahre weit in die Geschichte zurück. Wir schauen uns Geschichte, Narrative und Wirkungsweisen des Antiziganismus an und diskutieren Handlungsmöglichkeiten für die pädagogische Praxis.
Präventionscafé vom 30. Juni 2021 mit Benjamin Böhm (Sozialarbeiter), moderiert von Katharina Lange (Jugendmigrationsdienst des Evangelischen Vereins für Jugendsozialarbeit in Frankfurt) und Annette Lorenz (Evangelische Akademie Frankfurt).
Bayern 2/RadioWissen: Django Reinhardt – König des Gypsy-Jazz
Django Reinhardt, der in Belgien geborene Gitarrist, gilt als Wegbereiter des europäischen Jazz. Trotz einer Brandverletzung, die ihm zwei Finger seiner linken Hand lähmte, zählt er bis heute zu den großen Virtuosen auf seinem Instrument. (BR 2018)
Das Manuskript zur Folge gibt es hier. Von Markus Mähner | 22 Min. | 27.9.2022
Von der Stiftung EVZ gefördertes Projekt in der Tschechischen Republik geht gegen Antiziganismus im Netz vor
Proaktiv gegen Hassrede im Netz: Zwanzig junge Rom:nja in der Tschechischen Republik gehen das mit Unterstützung der Stiftung EVZ an. Die Gruppe aus Studierenden und Freiwilligen meldet und überwacht diskriminierende Äußerungen im Internet, entwickelt Inhalte, liefert Gegenargumente und schafft eine Beweisgrundlage für rechtliche Schritte. Die Gruppe ist Teil eines gemeinsamen Projekts des European Roma Rights Centre (ERRC), des Forums für Menschenrechte und der tschechischen NGO ROMEA. Es zielt darauf ab, Hassreden im Internet zu bekämpfen und rechtliche Klagen gegen Inhaltsanbieter einzureichen. Das Projekt wird von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) unterstützt.
„Es besteht oft ein direkter Zusammenhang zwischen Hassreden im Internet und realen Hassverbrechen gegen Rom:nja“, sagte ERRC-Präsident Đorđe Jovanović. „Hasskommentare im Internet sind nicht nur ein Abbild des Antiziganismus im Netz, in vielen Fällen stiften sie sogar zu weiteren Verbrechen gegen Rom:nja an – vor allem, wenn sie von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens stammen, die den Anti-Roma-Hass für politische Zwecke nutzen. Unsere Roma-Aktivist:innen sind die Antwort darauf: Sie werden aktiv gegen diejenigen, die den Hass fördern, und gegen diejenigen, deren Aufgabe es sein sollte, ihn zu beseitigen.“
Tagung zum Internationalen Tag der Rom_nija 2022 / Talalinipe uso Internacijonali Romengero Di, Offenes Haus Oberwart, 9.4.2022
Die Tagung zum Internationalen Romatag der Roma Volkshochschule Burgenland, die im Rahmen des internationalen Projektes „DREAM ROAD“ stattfindet, befasste sich mit der Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe der Rom*nija und Sinti*zze. Dieses Mal unter dem Gesichtspunkt von „Hass im Netz“. Romnija und Roma sind häufig Ziel solcher Hassbotschaften. Durch die scheinbare Anonymität, die das Internet bietet, fühlen sich manche sicher genug, um ihrem Hass und Rassismus freien Lauf zu lassen. Die Zahl der Übergriffe im Netz, auf diversen Plattformen, Internetseiten und auch in Foren, nimmt dabei jährlich zu.
Das Konzert mit moderner Romamusik gab es im Anschluss mit der Leon Berger Band.
Am 5. und 6. Februar 1982 schlossen sich in Darmstadt neun Vereinigungen der deutschen Sinti und Roma zum Zentralrat Deutscher Sinti und Roma zusammen. An der Gründungsversammlung nahmen über 70 Delegierte aus dem gesamten Bundesgebiet teil. Damit begann eine neue Phase der Bürgerrechtsarbeit, die mit der Anerkennung des NS-Völkermords und der Anerkennung als nationale Minderheit die bis heute entscheidenden Grundlagen für die gleichberechtigte Teilhabe bildet. Von Beginn an stand die Auseinandersetzung mit Antiziganismus im Zentrum der Bürgerrechtsarbeit.
In diesem Jahr begeht der Zentralrat das 40. Jubiläum seiner Gründung auf ganz unterschiedlichen Kanälen. Neben einer eigens kreierten Jubiläumsbriefmarke wird es eine Social-Media-Kampagne geben, mit der der Zentralrat vom 6.2. bis zum Roma Day am 8.4. auf Twitter , Instagram und Facebook auf die Erfolge der vergangenen 40 Jahre und auf die Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft der Bürgerrechtsarbeit blicken wird. Read the rest of this entry »
Von der Filmkulisse ins KZ: Das Schicksal der Gefangenen im ‚Zigeunerlager’ Maxglan[→Schattenorte: Podcast der Salzburger Nachrichten]
Im Podcast „Schattenorte“ beleuchten die SN-Redakteurinnen Anna Boschner und Simona Pinwinkler die dunkle Geschichte in Stadt und Land Salzburg. Die aktuelle Folge behandelt das Salzburger NS-Zwangslager Maxglan: „Mehr als 200 Roma und Sinti waren während der NS-Zeit in Leopoldskron-Moos in einem Anhaltelager inhaftiert. Darunter Männer, Frauen und Kinder. Nur wenige überlebten“, heißt es in der Ankündigung zum Podcast vom 30. Jänner:
Aus der Sendungsankündigung:
„[...] Im als ‚Zigeunerlager Maxglan‘ bezeichneten Zwangslager waren bis zu 250 Frauen, Männer und Kinder inhaftiert. Es herrschte Arbeitszwang. Einige von ihnen wurden für den Film ‚Tiefland’ von Leni Riefenstahl als Komparsen eingesetzt. Bis zuletzt behauptete die deutsche Regisseurin, die Nazi-Propagandafilme drehte, nichts von dem Schicksal der Menschen gewusst zu haben. Der Historiker Roland Cerny-Werner„ hat sich mit der Aufarbeitung des Films beschäftigt und erklärt im Podcast, warum die Unwissenheit Riefenstahls unglaubwürdig erscheint. Wie hat die Salzburger Bevölkerung auf die Entrechtung der Roma und Sinti reagiert? Und was geschah mit den Insassen? Darüber sprechen Historikerin Erika Thurner und Historiker Gert Kerschbaumer in dieser Podcastfolge.“