Der von Clarissa Stadler moderierte „kulturMontag“ präsentiert eine spannende Themenpalette: So befasst sich die Sendung mit „Faust“ in der Kunst. Weiters blickt der „kulturMontag“ nach Ungarn und befragt anlässlich der Parlamentswahlen am 8. April Künstlerinnen und Künstler zur aktuellen politischen Situation. Am 8. April ist auch Internationaler Tag der Roma: Aus diesem Anlass blickt die Sendung anhand zweier Kunstprojekte auf die Lebenswelt und Kultur der Roma:
„Werde glücklich!“ – Samuel Mágós Kurzgeschichten über Roma in Wien und Budapest
In seinem zweisprachigen Erzählband „Der Glücksmacher“, den er gemeinsam mit seinem Bruder Károly verfasst hat, berichtet Autor und Roma-Aktivist Samuel Mágó aus der Lebenswelt der Roma. Ihre Erzählungen beruhen auf eigenen Familiengeschichten und entwickeln sich entlang wichtiger zeitgeschichtlicher Eckdaten wie der NS-Zeit, der ungarischen Revolution 1956 und dem Fall des Eisernen Vorhangs bis in die Gegenwart. Geboren in Budapest in eine traditionsreiche Musikerfamilie und aufgewachsen in Wien, führt Samuel Mágó durch seine Heimatstadt und spricht im „kulturMontag“ kurz vor dem Internationalen Roma-Tag am 8. April darüber, was es heute bedeutet, Roma zu sein.
Christine Turnauer nähert sich den Roma auf ganz andere Weise. Für ihr neues Buch hat die Fotografin Roma von Indien über Bulgarien und Rumänien bis zum Kosovo besucht und fernab aller kitschigen Klischees Menschen fotografiert, „bei deren Anblick wir nicht Mitleid, sondern Bewunderung verspüren“, so der Schriftsteller Karl-Markus Gauß in einer Würdigung.
Bremen: Ausstellung über die Verfolgung von Sinti und Roma im Nationalsozialismus am Beispiel fotografisch dokumentierter Familiengeschichten aus Mitteldeutschland
Im Archiv der Universität Liverpool fand die dort lehrende Historikerin Eve Rosenhaft ca. 200 Fotografien, die das Leben der Sinti und Roma in den 1930er Jahren in Dessau-Roßlau dokumentieren. Sie gehen auf den damals in Roßlau lebenden Fotojournalisten Hanns Weltzel zurück. Weltzel hatte ab 1931 intensive Kontakte zu den Familien, die auf ihren Handelswegen nach Dessau-Roßlau kamen. Die Fotos und erhalten gebliebenen Briefe zeugen von einer freundschaftlichen und von gegenseitigem Vertrauen und Respekt geprägten Atmosphäre. Darin liegt die Besonderheit dieses Fotobestandes, insbesondere wenn man sie mit Propagandafotos im Nationalsozialismus vergleicht.
Die Beschriftungen der Fotos geben nur bedingt Auskünfte, um wen es sich auf den einzelnen Fotos handelt. Die namentliche Identifizierung ist jedoch die Grundvoraussetzung, um die Verfolgungswege der Menschen und ihrer Familien zu erforschen. Dieser Aufgabe widmet sich Professor Eve Rosenhaft gemeinsam mit Jana Müller vom Alternativen Jugendzentrum e.V. Dessau in enger Kooperation. Nach voneinander unabhängigen Forschungen und Durchführung von Jugendprojekten führten sie vor drei Jahren ihre Forschungsergebnisse zusammen und begannen zielgerichtet für eine Ausstellung zur Erinnerung an die mitteldeutschen Sinti und Roma Fotografien in Augenschein zu nehmen und in Archiven nach weiterführenden Hinweisen zu suchen. Read the rest of this entry »
Zum Tode des Künstlers Damian Le Bas: Handtellergeschichten – Deconstructing/Reconstructing the ”Gypsy“
Deutschlandfunk – Feature von Manuel Gogos 50:13 min | 31.01.2018 , Whg. v. 16.09.2017 ➔Zum Beitrag
Der Künstler Damian Le Bas bestückte 2007 auf der Venedig-Biennale den ersten Roma-Pavillon mit seinem Gipsy-Dada. Im Dezember ist er im Alter von nur 54 Jahren unerwartet gestorben. Wenige Monate zuvor hat unser Autor Manuel Gogos Le Bas und seine Frau in Worthing/Sussex besucht. Gemeinsam streifte er mit dem Künstlerehepaar über Flohmärkte, durch Plattenläden und die Landschaft Südenglands. Eine Hommage an eine besondere Kunstform und ein Paar, das mit seinen eigenen kreativen Selbstentwürfen ein Zeichen gegen überkommene Stereotype setzte.
Völlig unerwartet und viel zu früh verstarb der britische Künstler Damian Le Bas am Morgen des 9. Dezember 2017 in seinem Haus in Worthing. Der künstlerische Partner und Ehemann von Delaine Le Bas war eine der treibenden Persönlichkeiten der Bewegung der Künstler/innen der Minderheit der Sinti und Roma in Europa.
Bekannt wurde er mit seinen einzigartigen Collagen und Bearbeitungen von Landkarten, mit denen er sich mit klarem politischen Profil für die Gleichberechtigung der Minderheit und ein kulturell freies und vor allem grenzenloses Europa einsetzte.
Radio RomaRespekt #22:Die Künstlerin Marika Schmiedt
„Wenn ich eine andere Herkunft gehabt hätte, würde ich vielleicht auch Blumen malen.“ (Marika Schmiedt)
Sendung vom 7.10.2017: Seit 1999 arbeitet Marika Schmiedt (Website, Youtube-Kanal, Soundcloud) künstlerisch zu Romafeindlichkeit. Sie arbeitet konzeptuell mit Film, Plakaten, historischen Recherchen – auch im öffentlichen Raum. Das tut sie mit Bezug auf John Heartfield, den Erfinder der politischen Fotomontage. Marika Schmiedts persönliches Erleben, das Erleben ihrer Mutter und die Suche nach der Geschichte ihrer Familie haben sie zu ihrer Arbeit motiviert. Sie öffnet sich, gibt viel von sich preis, zeigt Wunden. Mit diesen sehr persönlichen Erfahrungen beschreibt sie die kontinuierliche Gewalt einer Gesellschaft gegen ihre Minderheiten. Sie beschreibt das Trauma der Vernichtung im Nationalsozialismus als eine gesamtgesellschaftliche Wunde, in die sie mit ihren Arbeiten den Finger legt. Dafür erhält sie nicht nur AnerKennung, sondern meist starken Gegenwind. Die Musik dieser Sendung ist von Kritzkom „Swell Pattern“.
Radijo Erba & TV Erba
Medienworkshop von Roma-Service & Karika
Ein Beitrag von Julius Horvath
Kunst in Oberwart
Imar ande pro tschavoripe, i Erna Nachtnebel, savi 1941 Betschiste upro them ali, interesi la kunstake sikavlahi. Andi uprutni schtufn le rejalgimnasijumistar, o foch cajchninipe peske ar rodija. O cajchninipeskero profesori abstrakti formtscha kamlahi, savenca i ischkolaschkija ham nischta schaj kesdintscha. Oda use oda koja vodintscha, hot i terni kinstlerkija ando arte berscha, ande museumtscha taj galeriji le bare molerendar, lengere verktscha aun peske diklahi. Pal poar berscha, kada o tschave buter khere nana, pro vodschi ando va lija, taj use cajchninipeskere kurstscha geli. Butvar andi kunstakeri akademija Geras. La Erna Nachtnebelake o eloskere cajchniniptscha upro foti tecinahi, mint i kunst imar bulhe hintim hi. But taj buteder oj akor pre ajgeni motivtscha ando tschatschipe prik bescharlahi. Duach o aunprindscharipe le meschterendar, la familijatar taj pajtaschendar, lakero ajgeni patschajipe ando cajchninipe bartscholahi. Lakero lek feder kamlo soc, savo pedar o cajchninipe dschal, le Goethejistar hi: „Trink, oh Auge, was die Wimper hält, von dem gold’nen Überfluss der Welt“. Andi cukunft i Erna Nachtnebel meresch dschenenca andar i flogoskeri grupn le Romendar, ande mindenfelitike kinstlerischi thana, khetan te butschalinel kamla.
Schon früh in der Kindheit interessierte sich die 1941 in Wien geborene Erna Nachtnebel für Kunst. In der Oberstufe des Realgymnasiums entschied sie sich für das Fach Zeichnen. Ihr Zeichenprofessor bevorzugte die abstrakten Formen, mit dem die Schülerin nichts anfangen konnte. Das führte dazu, dass die junge Künstlerin die folgenden Jahrzehnte in Museen und Galerien die Werke der großen Maler betrachtete. Read the rest of this entry »
Radio RomaRespekt #16:Das Wissen dekolonisieren – die Kuratorin Tímea Junghaus
Sendung vom 6.4.2017: Die Kunstausstellung „(Re-)Conceptualizing Roma Resistance“ wurde von der ungarischen Kunsthistorikerin Tímea Junghaus kuratiert. Sie war im April 2016 im Festspielhaus Hellerau zu sehen und wurde eigens für diese Institution produziert. Tímea Junghaus gibt in dieser Ausgabe des Radio RomaRespekt Einblicke in ihre Arbeit als europäische Kuratorin in einem rassismuskritischen Kontext. Für sie als Romni ist das Ausstellen von Roma-Kunst eine Strategie, um die Anliegen und politischen Positionen der Roma bekannt zu machen. Sie möchte Zugänge zur Wissensproduktion der Roma schaffen und vermeintliches Wissen über Roma dekolonisieren, d.h. dessen Gültigkeit überprüfen und Korrekturen vornehmen. Die Sprachen dieser Sendung sind Englisch und Deutsch, d.h. die Antworten von Tímea Junghaus sind komplett in Englisch hörbar.
[Foto: Der Künstler Damian Le Bas (li.) bei der Eröffnung seiner Ausstellung zum Roma Day 2016 in der Galerie Kai Dikhas in Berlin (die Dame auf dem Bild re. ist nicht Tímea Junghaus).]
Lakis Jordanopoulos präsentiert das ORF-Magazin „Heimat Fremde Heimat“ am Sonntag, dem 22. Oktober 2017, um 13.30 Uhr in ORF. Weitere Beiträge: Zertifikatskurs für Lehrkräfte mit Fluchthintergrund und Wiens Tibet-Restaurant „Songtsen Gampo“ feiert 20-Jahr-Jubiläum.
Romafrauen – Kampf gegen Klischees
Frauen aus den Reihen der Roma und Jenischen lehnen sich aktuell gegen Klischees und Stereotypen auf. Schon lange entspräche das Bild von der im Wohnwagen herumziehenden, hausierenden und wahrsagenden Romafrau nicht mehr der Realität. Dieser Wandel ihrer Lebenssituation wird jedoch von der Mehrheitsbevölkerung meistens nicht wahrgenommen. Deshalb entschlossen sich der Verein Vivaro und die jenische Schriftstellerin Simone Schönett, die heutige Realität mit entsprechenden Bildern und Erzählungen abzubilden.
Radijo Erba & TV Erba
Medienworkshop von Roma-Service & Karika
Ein Beitrag von Marcel Horvath
Boza o kiposinaschiskero kinstleri
Julius ,,Boza“ Horvath erzählt von seiner Laufbahn als Fotokünstler. Er ist ein Roma-Aktivist und fotografiert bei verschiedenen Veranstaltungen, wobei er auch Ausstellungen in Zusammenarbeit mit Vereinen macht. Julius hatte schon als Jugendlicher sehr großes Interesse, das Fotografieren zu erlernen. Doch die ärmlichen Verhältnisse ließen seinen Wunsch nicht sofort in Erfüllung gehen. Seine erste Kamera konnte sich „Boza“ erst mit zehn Jahren kaufen und seitdem ist er seinem Hobby treu geblieben.
Julius ,,Boza“ Horvath phukal pedar pri buti ojs kiposinaschiskero kinstleri. Ov Romengero-aktivisto hi taj use mindenfelitike mulatintschage kipi kerel, taj andi khetani buti le farajnenca te artschijiptscha. Le Julius imar ojs terno tschau baro interesi sina, o kiposinipe te siklol. Ham i tschori dschivipeskeri situacija na mukla leskero kivanipe tschatscho te ol. Read the rest of this entry »
Radio RomaRespekt #3: Kunst gegen negative Stereotype
Mit Delaine Le Bas, André Jenö Raatzsch und Hamze Bytyçi
Sendung vom 9.1.2016: Jahrhundertalte antiromaistische Stereotype erschweren es der europäischen Öffentlichkeit, Roma und Romnja als moderne Künstler/innen wahrzunehmen. Roma werden als homogene Gruppe konstruiert, die Individualität verschiedener Einzelpersonen wird von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Die Kultur der Mehrheitsgesellschaft bedient sich einerseits an der von ihr klischeehaft konstruierten Romakultur und schließt Roma und Romnja gleichzeitig aus kultureller Teilhabe aus. Trotz der Stereotype gibt es eine kleine Szene moderner bildender Künstler/innen in Europa, die sich offen als Roma und Romnja bekennen. Ihre Kunst ist oft politisch. Sie kann auch ein Mittel für die Mehrheitsgesellschaft zur differenzierteren Wahrnehmung von Roma und Romnja sein. Und sie kann ein Mittel der Emanzipation für die Roma und Romnja sein.
Ihr hört Interviews mit Delaine Le Bas und André Jenö Raatzsch sowie Ausschnitte aus der Performance „Sind wir nicht alle ein bisschen çaçele?“ von Hamze Bytyci und Gästen.