Februar 25th, 2023 |
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Dokumente & Berichte, Geschichte & Gedenken, Jugend & Bildung, Wissenschaft
Auf die Frage nach den Verfolgten des Nationalsozialismus können nur 30,9% der in Deutschland befragten Jugendlichen (16-25 Jahre) Sinti und Roma als Opfergruppe anführen.
Das ergab die soeben veröffentlichte MEMO-Jugendstudie 2023. Ziel der Erhebung ist die empirische Dokumentation der in Deutschland vorherrschenden Erinnerungskultur. Es ist dies die umfangreichste Studie ihrer Art und erweitert die bisherigen fünf MEMO-Erhebungen (2018–2022) um die Fokusgruppe junge Erwachsene. Mehr hier: stiftung-evz.de [Download (pdf): →MEMO-Jugendstudie 2023]
Februar 4th, 2023 |
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Dokumente & Berichte, Geschichte & Gedenken, Rassismus & Menschenrechte, Religion
Erklärung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zur Zusammenarbeit mit Sinti und Roma:
Anlässlich des 40. Jahrestages der Gründung des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma wollen wir als Evangelische Kirche in Deutschland die Arbeitsdefinition von Antiziganismus der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) annehmen, um auch auf diese Weise unserer Zusammengehörigkeit Ausdruck zu verleihen.
In der zentralen Passage der Definition heißt es: „Antiziganismus manifestiert sich in individuellen Äußerungen und Handlungen sowie institutionellen Politiken und Praktiken der Marginalisierung, Ausgrenzung, physischen Gewalt, Herabwürdigung von Kulturen und Lebensweisen von Sinti und Roma sowie Hassreden, die gegen Sinti und Roma sowie andere Einzelpersonen oder Gruppen gerichtet sind, die zur Zeit des Nationalsozialismus und noch heute als ‚Zigeuner‘ wahrgenommen, stigmatisiert oder verfolgt wurden bzw. werden. Dies führt dazu, dass Sinti und Roma als eine Gruppe vermeintlich Fremder behandelt werden und ihnen eine Reihe negativer Stereotypen und verzerrter Darstellungen zugeordnet wird, die eine bestimmte Form des Rassismus darstellen.“
Gemeinsam mit Angehörigen der Minderheit von Sinti und Roma wollen wir der Diskriminierung im Alltag von Kirche und Gesellschaft und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit insgesamt entgegenwirken. Dazu bedarf es der Auseinandersetzung mit der bis in die Gegenwart reichenden Schuldgeschichte der Kirchen und der unbedingten kritischen Überprüfung von theologischen und kirchlichen Denkmustern und Prägungen. Read the rest of this entry »
Januar 10th, 2023 |
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Dokumente & Berichte, Politik
Bericht der EU-Kommission: Nationale Pläne zur Roma-Integration weisen große Unterschiede auf
Die nationalen Pläne der Mitgliedstaaten zur Integration der Roma weichen erheblich voneinander ab. Zu diesem Ergebnis kommt die EU-Kommission bei ihrer Bewertung der nationalen Strategien im Rahmen des Zehnjahresplans zur Unterstützung der Roma in der EU. Helena Dalli, Kommissarin für Gleichstellung, forderte die Mitgliedstaaten dringend auf, ihre nationalen Pläne zu überprüfen und nach Möglichkeiten zu suchen, sie robuster zu gestalten. „Antiziganismus, Rassismus gegen Roma, Segregation und Diskriminierung in der EU bestehen nach wie vor und sind in einigen Fällen für viele der sechs Millionen Roma, die in der EU leben, gravierend. Die Schaffung angemessener nationaler Rahmenbedingungen ist nur die Hälfte der Arbeit. Wir müssen auf verschiedenen Ebenen parallel handeln, um die gesteckten Ziele zu erreichen.“
Bei der Bewertung werden die von einigen Mitgliedstaaten eingeführten Maßnahmen zur Förderung der Bekämpfung von Antiziganismus, Diskriminierung und Hetze sowie Maßnahmen zum Kapazitätsaufbau in der Zivilgesellschaft und zur Gewährleistung einer sinnvollen Beteiligung von Roma-Frauen und -Jugendlichen berücksichtigt. Ferner werden Lücken in den Strategien anderer Mitgliedstaaten aufgezeigt, wie das Fehlen eindeutiger Haushaltsmittel für die Umsetzung und Überwachung bestehender Strategien und Maßnahmen zur Bekämpfung der Segregation in den Bereichen Bildung und Wohnraum.
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November 10th, 2022 |
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Dokumente & Berichte, Literatur & Bücher, Rassismus & Menschenrechte, Wissenschaft
Neue Leipziger Autoritarismus-Studie in Berlin präsentiert: Deutsche sind zufriedener mit der Staatsform Demokratie. Hass auf ‚Andere‘ tritt in den Vordergrund. Massive Ablehnung von Sinti und Roma sowie Muslimen vor allem in Ostdeutschland.
Die Zufriedenheit der Bürger:innen mit der Demokratie in Deutschland ist in den vergangenen zwei Jahren gestiegen, die rechtsextremen Einstellungen sind zum Teil deutlich zurückgegangen. Gleichzeitig angestiegen und weit verbreitet ist der Hass auf Migrant:innen, Frauen, Muslim:innen und andere Gruppen in Deutschland. Zudem lassen sich in Folge der Pandemie verstärkte Wünsche nach Autorität feststellen. Das sind zentrale Ergebnisse der repräsentativen „Leipziger Autoritarismus-Studie“.
Prof. Dr. Oliver Decker und Prof. Dr. Elmar Brähler vom Kompetenzzentrum für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung der Universität Leipzig präsentierten die Studienergebnisse am 9. November in der Bundespressekonferenz in Berlin. Die Studie, in der auch Einstellungen zu politischen Entscheidungen im Hinblick auf die COVID-19-Pandemie und den Krieg gegen die Ukraine thematisiert werden, entstand in Kooperation mit der Heinrich-Böll- und der Otto-Brenner-Stiftung.
Laut Studie zeigen nur noch 2 Prozent der Ostdeutschen ein geschlossenes rechtsextremes Weltbild. 2020 waren es noch rund 10 Prozent. „Die Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen nimmt nicht nur im gesamten Bundesgebiet ab, sondern insbesondere in Ostdeutschland. Das ist eine gute Nachricht, aber nur das halbe Bild“, sagt Studienleiter Professor Oliver Decker. „Während Elemente einer Neo-NS-Ideologie seltener sind, haben die Ressentiments gegen jene, die als ‚anders‘ empfunden werden, sogar zugenommen“, ergänzt der zweite Studienleiter Professor Elmar Brähler. Der Prozentsatz der laut Studie „manifest ausländerfeindlich Eingestellten“ ist im Vergleich zu 2020 in Ostdeutschland von 27,8 Prozent auf 31 Prozent gestiegen, während sie in Westdeutschland von 13,7 Prozent auf 12,6 Prozent gesunken ist. 40 Prozent der Ostdeutschen geben an, Deutschland sei aus ihrer Sicht „durch die vielen Ausländer überfremdet“, auch 23 Prozent der Westdeutschen stimmen dieser Aussage zu.
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November 8th, 2022 |
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Dokumente & Berichte, Geschichte & Gedenken, Politik, Rassismus & Menschenrechte
Rede von Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier zu zehn Jahren Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma am 24. Oktober 2022 in Berlin
„Jemand muss sagen, was sie mit den Sinti gemacht haben, damals, die Nazis. Das wissen viele heute immer noch nicht. Aber unsere Menschen sollen nicht vergessen werden! […] Ich will, dass die Welt erfährt, was mit den Sinti passiert ist. […] Ich will, dass sie wissen, wie das ist, weiterzumachen, wenn man alles verloren hat, was einem lieb war.“ In diesen Worten steckt eigentlich schon alles. Sie stammen von Zilli Schmidt, die uns ihre Geschichte erzählt hat, die Geschichte einer deutschen Sintezza.
Zilli Schmidt wurde 1924 als Cäcilie Reichmann geboren, in einem Dorf in Thüringen. Ihre Familie – eine „glückliche Familie“, wie sie immer betont hat – betrieb in der Weimarer Republik ein Wanderkino und handelte mit Geigen. Zilli Schmidt war noch ein Kind, als die Nationalsozialisten an die Macht gelangten. Sie erlebte, wie ihre Familie auf der Straße beschimpft und in Geschäften nicht mehr bedient wurde, wie Verwandte plötzlich verschwanden und nicht mehr wiederkamen. Read the rest of this entry »
Oktober 6th, 2022 |
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Dokumente & Berichte, Radijo/TV Erba, Wissenschaft
Radijo Erba & TV Erba
Tschibtscha | 6.10.2022 | 8:04 min
Präsentation an der Uni Wien: „Studie zur Evaluierung der nationalen Strategie zur Inklusion der Rom:nja in Österreich“
Ando 4. oktoberi 2022 Betschiste upri universiteta i schtudija presentirim uli. La schtudijake 400 schel andi Austrija dschivde Romnja taj Roma phutschle ule, pedar oda ari te organisacija taj dschene, save le prikbescharipeske buti kernahi, lenca vakeriptscha kerde ule. Sensiro hi jek projekto, savi i nacijonali strategija uso utscheder keripe la socijala inklusijonatar le Romendar savi ando bersch 2001 ardim uli, taj o bajder keripe arkerdo ulo, evalujirim te ol. Cil le evalujirinipestar hi, ari te lakel, sar taj kitschi le bundakere birovtschostar definirti ciltscha, reste ule. La austrijakera regirungatar bescharde keriptscha hi o palvakeripe andar o bersch 2011. la EU-akere bescharde strategischi keriptschendar le Romenge andi EU. O virkinipeskere ciltscha hi: Nisaj diskriminacija le Romendar uso sikadipe, buti, sastipe taj ando khera kaj atschen. Soralipe le Romendar ando cile khetanipeskere koji, Palmaripe le sterijotipschendar taj le anticiganismusistar, sensiblisirinipe le pradipestar taj gadschendar le aunpaschlaripeske le Romenge taj buter aver koji meg.
SENSIRO ist ein Projekt, das die nationale Strategie zur Erhöhung der sozialen Inklusion der Rom*nja, die 2011 verabschiedet wurde und deren Fortsetzung vor kurzem beschlossen wurde, unabhängig evaluiert. Ziel der Evaluierung ist es, herauszufinden, ob und inwiefern die vom Bundeskanzleramt definierten Wirkungsziele erreicht wurden. Die von der österreichischen Regierung gesetzten Maßnahmen sind die Antwort auf den 2011 von der EU gesetzten strategischen Rahmen für Rom*nja in der EU. Read the rest of this entry »
September 6th, 2022 |
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Dokumente & Berichte, Rassismus & Menschenrechte
Factsheet des OSCE Office for Democratic Institutions and Human Rights (ODIHR)
→Deutsch: Antiromaische Hassverbrechen (pdf)
→Englisch: Anti-Roma Hate Crime (pdf)
→Romani: Xolinatar Kontra-Roma Krima (pdf)
weitere Sprachen →hier
Intoleranz und Diskriminierung begleiten die Gemeinschaften von Rom*nja und Sinti*ze seit Jahrhunderten und stellen in der OSZE-Region nach wie vor ein Problem dar, einschließlich schädlicher Diskurse und Stereotypisierungen. Viel zu häufig verwandelt sich diese Intoleranz in antiromaische Hassverbrechen, wobei die Bandbreite von Graffiti bis hin zu rassistisch motivierter Gewalt reicht. Hassverbrechen haben erhebliche und lang anhaltende Auswirkungen auf die Opfer, halten Ungleichheit aufrecht und untergraben die Sicherheit und den sozialen Zusammenhalt. Antiromaische Hassverbrechen senden eine Botschaft der Ausgrenzung an die Opfer und die Gemeinschaften der Rom*nja und Sinti*ze sowie an die Gesellschaft als Ganzes. Alle können dabei mitwirken, gegen antiromaische Hassverbrechen und alle anderen Formen der Intoleranz und Diskriminierung vorzugehen. Read the rest of this entry »
August 30th, 2022 |
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Dokumente & Berichte, Rassismus & Menschenrechte
Die vor Kurzem in Deutschland eingerichtete Melde- und Informationsstelle Antiziganismus (MIA) macht auf einen neuen Bericht aufmerksam:
Die regionale Meldestelle in Sachsen bei Romano Sumnal e.V. hat in den letzten Monaten einige antiziganistische Vorfälle beobachtet, die sich gegen aus der Ukraine geflüchtete Roma in Sachsen richteten. In diesem ersten Bericht von MIA Sachsen zeigt die Meldestelle diese Vorfälle auf und richtet sich mit Forderungen und Empfehlungen an die Öffentlichkeit. (Text: MIA)
MIA Sachsen – Melde- und Informationsstelle Antiziganismus/Romano Sumnal e.V. – Verband der Roma und Sinti in Sachsen, Leipzig (Hg.): Bericht zur Diskriminierung von aus der Ukraine geflüchteten Rom*nja in Sachsen, August 2022. →Download (pdf)
März 31st, 2022 |
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Dokumente & Berichte, Einrichtungen, Rassismus & Menschenrechte
Ukraine-Krieg: Gemeinsame Stellungnahme des Bundes-Roma-Verbands, des Roma-Centers/RAN, Romani Phen und weiterer Roma-Organisationen in Deutschland
Nicht alle Roma verlassen die Ukraine und nicht alle werden Opfer diskriminierender Behandlungen. Doch die Berichte über Diskriminierung von Romnja* an den Grenzen nehmen zu. Sie werden nicht in Autos mitgenommen, Busunternehmen weisen sie ab. In den Ankunftsorten werden sie aus unerfindlichen Gründen von den „weißen“ Ukrainer:innen separiert. Auch in den Ankunftsorten in Deutschland gibt es Schwierigkeiten.
Es braucht große Räume
Überwiegend Frauen und Kinder sind auf der Flucht, mit Jugendlichen und manchmal pflegebedürftigen Angehörigen. Sie mussten sich von ihren Männern im „wehrfähigen Alter“ trennen und wollen sich nicht weiter aufteilen. Neben den Kriegstraumata, die sie erlitten, berichten sie von massiven Diskriminierungen und Beleidigungen entlang der Fluchtrouten Richtung Westen. Ukrainische Roma sind Nachkommen von Überlebenden und Opfern der Verfolgung und Vernichtung während des Nationalsozialismus. Wir möchten, dass gerade Deutschland jetzt Mittel bereitstellt und Schutz bietet.
Viele Romnja sprechen Romanes, Ukrainisch oder Russisch, jedoch nicht die Sprachen der Länder, in die sie fliehen. Manche können nicht lesen, und wenn, dann beherrschen sie nur kyrillische Schriftzeichen. Die ganze Situation ist extrem verunsichernd und bedrohlich. Angehörige einer Familie und Freund:innen, die sich gegenseitig unterstützen, wollen sich in dieser Situation nicht trennen und gern zusammen bleiben, auch zusammen unterkommen. Deshalb braucht es grozügige Unterbringungsmöglichkeiten, wo Menschen gemeinsam untergebracht werden können.
Rassismus trifft Roma auch jetzt
Zur leider auch schon vor dem Krieg existierenden strukturellen Diskriminierung gehört, dass viele Roma in der Ukraine undokumentiert sind und keine Pässe haben. Read the rest of this entry »
Februar 12th, 2022 |
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Dokumente & Berichte, Rassismus & Menschenrechte, Recht & Gericht
Umsetzung von EGMR-Urteilen: Neues Informationsblatt zu Roma und Fahrenden
Die Abteilung für die Umsetzung der Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte des Europarates hat ein neues thematisches Informationsblatt zu Fällen im Zusammenhang mit Roma und Fahrenden veröffentlicht. In dem Informationsblatt werden Maßnahmen zum Schutz und zur weiteren Stärkung der Rechte von Menschen aus den Bevölkerungsgruppen der Roma und Fahrenden zusammengefasst, die von neun Mitgliedsstaaten als Reaktion auf 17 verschiedene Urteile des EGMR gemeldet wurden.
Zu den behandelten Themen zählen die Zwangssterilisation von Roma-Frauen, der Schutz vor Hassverbrechen, Wohnrechte und das Recht auf Bildung von Roma und Fahrenden. Dies ist das zwölfte in einer Reihe thematischer Informationsblätter zu Veränderungen des Rechts, der Politik und Praxis auf nationaler Ebene in ganz Europa in Verbindung mit der Umsetzung von EGMR-Urteilen.
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